Ammas Corona-Botschaft (Mai 2020), Teil 5
Als Amma einmal auf Nordindientour war, haben wir angehalten und eine Pause gemacht, um zu Mittag zu essen. Das Essen war vorbereitet. Die Tourgruppe bestand aus fast 500 Leuten. Wir haben einen schattigen Platz gesucht.
An einen Ort mit einem Baum haben wir angehalten. Dieser Baum wurde als heiliger Ort angesehen, da ein Mahatma hier seine asketischen Übungen praktiziert hatte. Die Menschen dort haben den Baum umrundet. Dann haben sie auf eine Brise gewartet, so dass ein paar Blätter von Baum herabfallen würden. Sie haben dann die Blätter mit großer Ehrfurcht aufgehoben und als Prasadam mitgenommen, um sie in ihren Puja-Räumen zu verehren.
Amma war sehr berührt, als sie das sah. Und Amma hat sich gewünscht, dass die Menschen jeden Baum und jede Pflanze auf diese Weise respektieren würden. Dann würde diese Welt ein Himmel werden. Wenn Menschen die Wesen auf der Erde schützen, werden diese Wesen auch die Menschen schützen – so wie es heißt, dass diejenigen, die das Dharma schützen, selbst durch das Dharma geschützt werden.
Das Coronavirus ist ein Weckruf. Es stimmt, dass dies schwierige Zeiten sind. Aber wir sollten uns so gut es geht bemühen, fröhlich und glücklich zu bleiben. Bewahrt gleichzeitig ein hohes Maß an Wachsamkeit. Dies liegt in unserer Verantwortung.
Angesichts von Schwierigkeiten fröhlich zu bleiben bedeutet nicht, das Unglück zu unterdrücken, das wir vielleicht fühlen. Es bedeutet nicht, zu unterdrücken. Es bedeutet, zu überwinden. Der beste Weg, den glücklichen Zustand des Geistes zu bewahren, besteht darin, sich mit einer nützlichen Aktivität zu beschäftigen und darin zu vertiefen.
Wir sollten versuchen, den Schmerz anderer als unseren eigenen zu sehen, sie als Teil von uns selbst zu sehen und eine Herzverbindung mit ihnen zu schaffen. In gewisser Hinsicht ist dies die beste Gelegenheit, sich nach innen zu wenden. Viele von uns verfolgen die Ereignisse ganz genau im Internet. Aber das allein reicht nicht aus. Versucht für eine kurze Zeit, auch in das „Inner-Net“, in das „innere Netz“, zu schauen. Dies ist eine gute Zeit, um zu versuchen, uns selbst zu verstehen.
Körperliche Bewegung ist in diesen Zeiten notwendig. Yoga ist gut dafür. Übt Meditation. Lest spirituelle Bücher.
Haushaltsgeräte wie Mixer werden mit einer Bedienungsanleitung geliefert, in der die Verwendung erläutert wird. Sie weist uns in die Bedienung der Maschine ein und gibt Warnhinweise, wie z.B. das Gerät nicht zu lange eingeschaltet zu lassen, weil der Motor sonst überhitzen könnte. Auch andere Geräte werden mit eigenen Bedienungsanleitungen geliefert. In gleicher Weise ist die Spiritualität die Anleitung für das Leben. Sie lehrt uns, wie wir unser Leben handhaben können. Wir müssen diese spirituellen Anweisungen beachten. Wenn wir spirituelle Bücher lesen und sie verstehen, werden wir glücklich und zufrieden mit dem bleiben, was wir haben.
Wir sind keine Kerzen, die von jemand anderem abhängen, um sie anzuzünden. Wir sind die selbstleuchtende Sonne. Ihr seid keine hilflosen, verlorenen Kätzchen. Ihr seid mutige, brüllende Löwenbabys.
Die Gaben dieser Erde sollen nicht nur vom Menschen genossen werden. Alle Wesen haben ein Recht darauf. Ebenso haben auch zukünftige Generationen ein Recht darauf. Durch Selbstsucht und den Druck durch die Umstände geraten wir oft in Versuchung, uns nur für vorübergehenden Gewinn zu interessieren. Es ist wesentlich, dass wir eine solche Versuchung überwinden.
Amma fällt eine Geschichte ein:
Ein Mann ging auf eine Pilgerreise. Jemand stahl seine Tasche samt seinem Portemonnaie, Essen und Kleidung. Bald wurde er sehr durstig. In der Ferne sah er einen Brunnen auf einem kleinen Hügel. Er ging langsam darauf zu und starb fast vor Durst und Müdigkeit. Endlich erreichte er den Brunnen. Er wurde sehr glücklich. Er fing an, die Handpumpe zu betätigen. Doch kein einziger Tropfen Wasser kam heraus.
Frustriert und niedergeschlagen brach er fast zusammen, als ihm etwas auffiel. Neben dem Brunnen lag ein kleiner Topf. Er hob den Topf schnell auf und sah ein wenig Wasser darin. Als er gerade ansetzte, daraus zu trinken, bemerkte er einen Zettel am Topf, auf dem etwas geschrieben stand. Dort stand: „Gieße dieses Wasser in die Handpumpe bevor du Wasser pumpst. Die Handpumpe wird dann funktionieren. Wenn du dir genommen hast was du brauchst, vergiss nicht, für den nächsten durstigen Reisenden, der hier vorbeikommt, etwas Wasser im Topf zu lassen.“
Einen Augenblick lang stand der Reisende verwundert da. Er starb fast vor Durst. Er dachte: „Was, wenn ich das Wasser in die Pumpe gieße und es funktioniert nicht? Dann werde ich selbst das bisschen Wasser, das da ist, verlieren. Soll ich es drüber gießen? Oder soll ich es trinken? Ich sterbe wirklich vor Durst. Aber wenn ich dieses Wasser nicht in die Pumpe gieße und etwas Wasser aus dem Brunnen schöpfe, wäre das ein Verbrechen an der nächsten Person, die hier vorbeikommt.“
Es war ein innerer Kampf zwischen seiner Selbstsucht und der Sorge um seine Mitmenschen. Schließlich siegte seine Fürsorge und er goss das Wasser in die Handpumpe. Zu seiner Freude funktionierte die Handpumpe und brachte kühles, klares Wasser zutage. Er trank nach Herzenslust und füllte am Ende den Topf.
Was lernen wir aus dieser Geschichte? Sie lehrt uns, das zu nehmen, was wir brauchen, und zugleich Rücksicht auf die nächste bedürftige Person zu nehmen. Sie lehrt uns, zu erkennen, dass andere den gleichen Schmerz empfinden wie wir. Wir sollten dies verstehen und versuchen, eine Haltung der Hingabe und der Rücksichtnahme auf andere zu pflegen.