Unsere Nächsten sind all die, denen wir in unserem Alltag begegnen.
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, wie Christus sagte. Ein guter Nachbar zu sein ist eine Eigenschaft, die wir in jeder Situation und in jedem Augenblick unseres Lebens zeigen sollten.
24. Dezember 2021 – Weihnachtsfeier in Amritapuri
Wie es in Amritapuri Tradition ist, wurde Weihnachten am Freitag im großen Stil gefeiert. Nachdem Ammas abendliche Bhajans beendet waren, kam Amma in die Halle zurück, um gemeinsam mit den Devotees das alljährliche Weihnachtsprogramm zu genießen.
Amma begann mit ihrer Weihnachtsbotschaft, in der sie sagte: „Um das Bewusstsein der Menschen zu wecken und zu erhöhen, lebten Mahatmas als Vorbilder, denen die Menschen nacheifern können. Die Tatsache, dass unsere Welt überhaupt überlebt, zeugt von der Leuchtkraft des Lichts, das sie verbreitet haben. Die Lösung für all das Leid und die Probleme, denen die Menschen begegnen – in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: „Befolge Dharma.“ Amma muss sagen, dass dies die Lösung für all unsere Probleme ist.
Wenn wir ein Haus bauen, erstellen wir zunächst einen Bauplan. Dann bauen wir das Haus auf dieser Grundlage. Wenn wir dieser Methode folgen, haben wir nichts zu befürchten. Genauso ist es, wenn wir dem Dharma folgen. Jeder Mensch hat ein Dharma, jede Situation hat ihr eigenes Dharma, und jede Rolle, die wir spielen, hat ebenfalls ihr Dharma. Viele Facetten von Dharma sind abhängig von den Umständen, der Zeit, dem Ort und der Kultur.
Mahatmas haben immer ein aktives Leben geführt. Es gab Könige, die selbstverwirklicht waren und alle ihre Pflichten erfüllten. Sri Rama und Sri Krishna waren nicht nur selbst aktiv, sie haben auch andere dazu inspiriert zu handeln.
Sri Krishna wurde in der schwierigsten Umgebung geboren – in einem Verlies. Bösartige Kräfte versuchten so gut sie konnten, ihn an seiner Inkarnation zu hindern. Doch wer kann die göttliche Kraft aufhalten? Die Gebete seiner Eltern Vasudeva und Devaki wurden schließlich erhört. Dies lehrt uns, dass ein spirituell Suchender, egal wie viele Hürden er zu überwinden hat, nie den Glauben verlieren sollte.
Kinder, wie ihr alle wisst, wird ein Film im Kino auf einer Leinwand vorgeführt, ohne dass die Leinwand durch die wechselnden Szenen beeinflusst wird. Genauso können Mahatmas sich zurücklehnen und als Zeugen beobachten, wie die verschiedenen Begebenheiten in ihrem Leben kommen und gehen. Sie akzeptieren das Gute und das Schlechte, dass das Leben mit sich bringt, gleichermaßen. Sie sind in der Lage, ihr inneres Lächeln in allen Situationen zu bewahren.
Obwohl Jesus wusste, dass Judas ihn eines Tages verraten würde, akzeptierte er ihn als seinen Schüler, gleichberechtigt mit allen anderen. Liebe sieht keinen Unterschied zwischen den beiden. Das Wasser des Ganges wird von einigen als heilig angesehen, während andere es nur für die Toiletten nutzen. Behandelt der Ganges sie unterschiedlich? In ähnlicher Weise wissen Mahatmas nur wie man liebt. Sie wissen, dass der menschliche Geist sich immer verändert. Selbst, wenn sie wissen, dass jemand in der Zukunft vom Pfad der Tugend abkommen könnte, schenken sie ihm weiterhin ihre Liebe. Sie geben jedem die Möglichkeit, tugendhaft zu werden. Wie lange man auch mit einem Mahatma leben mag, wenn sich das Herz nicht öffnet, wird man sich nicht ändern.
Jeder Einzelne ist für sein eigenes Fehlverhalten verantwortlich. Der Übeltäter sollte seine Fehler aufrichtig bereuen und sich vollständig hingeben. So wie ein voller Topf kein weiteres Wasser aufnehmen kann, wird ein mit Arroganz gefüllter Geist nicht in der Lage sein, irgendetwas aufzunehmen. Genauso kann ein umgedrehter Topf nicht einmal einen einzigen Tropfen Wasser aufnehmen. Auch Wasser, das in einem Topf mit Matsch gesammelt wird, wird matschig. Solange jemand seine Missetaten nicht bereut, wird es schwierig für ihn sein, sich zu ändern. Auch wenn es ihm an innerer Hingabe mangelt, wird es schwierig für ihn sein, sich zu ändern.
Die Gesellschaft eines Mahatmas ist eine Chance, die er anderen anbietet. Wenn andere diese Gelegenheit nicht angemessen nutzen, sind sie allein die Verlierer. Judas war so ein Fall. Selbst wenn jemand sein Möglichstes tut, um einem Mahatma zu schaden, wird er niemals in der Lage sein, den inneren Frieden und die Glückseligkeit des Mahatma zu stören. Der Mahatma weiß, dass letztlich nur die Wahrheit siegen wird.
Der Geist von Weihnachten besteht darin, einander zu lieben, zu geben und zu teilen. Der Feiertag fordert uns auf, unseren Hass und unsere Feindschaft aufzugeben und zu vergeben und zu vergessen.
Wenn wir bereit sind, die Sorgen leidender Menschen zu hören, wenn wir bereit sind, sie mit Worten zu trösten, wenn wir die Bereitschaft zeigen, denen zu helfen, die eine schwierige Zeit durchmachen, dann erheben wir uns dadurch in Wirklichkeit selbst. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, wie Christus sagte. Ein guter Nächster zu sein ist eine Eigenschaft, die wir unter allen Umständen und in jedem Augenblick unseres Lebens haben sollten. Unsere Nächsten sind die, denen wir in unserem täglichen Leben begegnen. Wenn es uns gelingt, denen, mit denen wir eng zusammenarbeiten, gute Nachbarn zu sein, müssen wir nicht anderswo nach Frieden suchen. Dann ist der Friede bereits unser geworden.
An Weihnachten sind wir voller Begeisterung, Aufregung und Glück. Wir vergessen alles, ziehen uns neue Kleider an, hängen Lichterketten auf und tauschen Geschenke aus. Möge sich unsere Feier nicht auf formale Traditionen beschränken, sondern uns die Möglichkeit geben, auch auf die Stimme der Seele zu hören und entsprechend zu handeln. Mögen alle solche Feiertage Gelegenheiten dazu sein.
Mit unserem ganzen Verstand, mit unserem ganzen Herzen, mit all unserer Kraft, mit völliger Hingabe und Glauben muss die Haltung der Hingabe in uns entstehen und uns zu geeigneten Gefäßen für die Gnade Gottes machen. Möge die Gnade meine Kinder segnen.“
Nachdem Amma ihre Ansprache gehalten hatte, gab es Darbietungen aus aller Welt, die die Botschaft von Freude und Frohsinn vermittelten. Es gab verschiedene Tänze, traditionelle Lieder aus Mexiko sowie ein kurzes Theaterstück über den Raum, den wir anderen in unserem Herzen geben können.
Die Weihnachtsfeier endete damit, dass Amma mit allen Anwesenden zwei Bhajans sang („Every Nation, All Creation…All Around the World“ und „Joy Embraces All“ auf Englisch, sowie „Tannane Tanna Tanna“) und ein Gebet für den Weltfrieden anleitete („Om Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“ – „Mögen alle Wesen glücklich sein“). Abschließend segnete Amma einen Weihnachtskuchen nach dem anderen, der dann an alle Anwesenden verteilt wurde. So endete die wunderschöne Weihnachtsfeier mit derselben Süße, die schon den ganzen Tag über spürbar war.