25. Dezember 2019 — Amritapuri Ashram
Von der Zeit, in der wir geboren werden, bis zu der Zeit, in der wir diese Welt wieder verlassen, feiern wir Feste wie Onam, Krishna Jayanti, Navaratri, Weihnachten, Id, Hanukkah, Deepavali, Sivaratri, Erntedank usw. Während unseres gesamten Lebens kommen und gehen diese Feierlichkeiten. Wenn sie kommen, fühlen wir uns angehoben, begeistert und glücklich. Sobald sie jedoch vorüber sind, verschwinden auch diese Gefühle. Dann fallen die Menschen zurück in Unzufriedenheit, Kummer und Niedergeschlagenheit.
Solche Feierlichkeiten sind gut. Sie dienen dazu, uns an unsere reiche Kultur und die Aufopferung, Selbstlosigkeit und Sichtweise der Mahatmas zu erinnern, alle als gleichwertig zu betrachten. Heutzutage werden viele religiöse Feierlichkeiten jedoch anders gefeiert, mit anderen Bedeutungen und Deutungen. Heilige Tage werden zu bloßen Gelegenheiten für ein verschwenderisches Schmücken unserer Häuser, für das Besuchen von Freunden und Verwandten, für das Austauschen von Karten und Süßigkeiten und zum Essen, Trinken und Party feiern. Es ist gut, bei diesen Gelegenheiten glücklich zu sein, aber wir sollten uns nicht auf das oberflächliche Feiern solcher Bräuche und Traditionen beschränken. Wir sollten auch versuchen, den wahren Geist des heiligen Tages zu verstehen. Wenn wir dies tun, verstehen wir, dass diese Tage für spirituelle Übungen, selbstlosen Dienst und unsere Selbstaufopferung gedacht sind. Tatsächlich sollten religiöse Feierlichkeiten in eine Reise nach innen – eine innere Pilgerreise – verwandelt werden. Nur wenn dies geschieht, werden wir uns der wahren Bedeutung von Christi Auferstehung bewusst werden und was er meinte, wenn er vom Königreich des Himmels sprach.
Das Königreich des Himmels ist kein Ort innerhalb von Raum und Zeit. Es ist das Wesen Gottes. Es ist unser wahres Selbst. Es liegt in uns. Wenn dieses Wissen entsteht, nehmen wir alles als von Gott durchdrungen wahr. Das Wissen, dass es außer Gott nichts gibt, wird erwachen. Wenn dieses Wissen aufsteigt, werden wir alle Menschen als gleich sehen können und sie lieben und ihnen dienen. Das ist der Grund, warum Jesus sagte: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“
Jedes Ding auf Erden sehnt sich nach Liebe. Der größte Mangel und die größte Armut auf Erden ist ebenfalls der an Liebe. Kurioserweise ist das, was jeder Mensch von Geburt an in sich trägt, die Liebe. Und dennoch herrscht der größte Geiz auf Erden, wenn es Zeit ist, diese Liebe zu verschenken. In dieser Hinsicht gibt es keinen Unterschied zwischen den Reichen und den Armen. Alle wollen Liebe bekommen und keiner will sie geben. Wir haben das Gefühl, andere sollten bereit sein, unseren Wünschen zu entsprechen. Aber wir sind nicht willens, anderen gegenüber entsprechend zu handeln. Das ist der Grund, warum wir nie Liebe erfahren können – sei es unsere eigene Liebe oder die von anderen. Wir wollen nur mehr und mehr davon bekommen.
Wir sind alle Kinder des höchsten Schöpfers, der die Verkörperung der Liebe ist. Weihnachten sollte die Fackel werden, die uns zu diesem Bewusstsein erweckt. Weihnachten sollte nicht auf das Feiern der Weihnachtstage begrenzt werden. Wir sollten versuchen, unser ganzes Leben zu einer Weihnachtsfeier zu machen. Unser Leben zu einer Feier zu machen, bringt uns und anderen Freude. Es ist im Geben, nicht im Nehmen, in der Liebe, nicht im Hass, dass der Weihnachtsbaum lebt und erblüht.
An die Spitze des Weihnachtsbaums setzen wir einen hell leuchtenden Stern. Dieser Stern bringt uns die Botschaft, dass das menschliche Leben einen letztendlichen Zweck verfolgt. Das höchste Ziel unseres Lebens besteht darin, diesen hellen Stern zu suchen und zu erlangen: Gott. In der Betriebsamkeit des Alltags sollten wir diese Wahrheit nicht vergessen. Sie soll uns erinnern, dass von Zeit zu Zeit spirituelle Meister geboren werden.
Die Chance, den Darshan eines Mahatmas zu erhalten und seinen Satsang zu hören, ist das Ergebnis der gesammelten Verdienste aus mehreren Geburten. Jedes Leben auf dieser Erde wird mit einem großen Vorrat an Verdiensten und Altlasten aus früheren Leben geboren. In der Gegenwart von Mahatmas werden unsere Verdienste verstärkt und unsere Altlasten abgebaut. Das ist jedoch nicht genug. Wir müssen bewusste Bemühungen investieren, ihre Worte aufzusaugen und in Taten umzusetzen. Sonst kommen unsere negativen Tendenzen wieder an die Oberfläche und gewinnen an Stärke. Daher sollten wir bis zum Erreichen unserer Selbstverwirklichung niemals aufhören, uns darum zu bemühen, die Worte des Gurus in Taten umzusetzen.
Wenn unsere Wachsamkeit nachlässt, erheben die negativen Tendenzen in uns ihr Haupt. Das ist die Botschaft hinter der Geschichte von Judas. Judas hat sich von Wohlstand verlocken lassen. Er zögerte nicht einmal, seinen Guru zu verraten. Und es endete in tiefem Kummer. Wohlstand ist nicht die einzige Falle, in die wir treten können. Anhaftung an Position und Ruhm, sowie Begierden, Eifersucht, Neid und Konkurrenzdenken – auch all dies sind gefährliche Fallen.
Alle Mahatmas haben schwierige Situationen durchgemacht und standen verschiedenen Hindernissen gegenüber. Aber keiner von ihnen wich von seinem Ziel ab. Das wahre Zeichen einer verwirklichten Seele ist ihr Gleichmut im Angesicht von Lob und Kritik. Alle Menschen auf dem spirituellen Weg sollten dies zu ihrem Ziel machen. Jesus Christus stand vielen Hindernissen gegenüber. Aber keines davon bewegte ihn, den spirituellen Weg zu verlassen.
Weihnachten erweckt ein besonderes Glück in den Kindern. Sie lieben Weihnachten, weil das Christkind ihnen Geschenke bringt. Sie warten auf die Bescherung und werden sehr glücklich, wenn sie ihre Geschenke bekommen. Tatsächlich können wir alle zu Christkindern werden. Dazu müssen wir nicht unbedingt materielle Geschenke verteilen. Ein mitfühlender Blick, ein paar gute Worte, ein geduldiges Ohr und kleine Handlungen aus Güte sind tatsächlich große Geschenke, die jeder von uns geben kann. Die Welt hungert nach solchen Geschenken. Um mit dem Verteilen dieser Geschenke zu beginnen, brauchen wir nicht auf die Weihnachtszeit zu warten. Wir können sie jederzeit verschenken, jeden Tag.
Wenn die Unschuld eines Kindes in unserem Herzen geboren wird, beginnt die wahre Weihnachtsfeier. Gott wohnt in einem reinen Herzen. Möge ein solches Herz in jedem meiner Kinder erwachen. So wie die Sonne scheint, der Duft einer Blume sich verbreitet und der Wind weht, so möge die Liebe durch alle eure Gedanken, Worte und Taten fließen. Möge die Gnade meine Kinder dahingehend segnen.