Amritapuri, Indien, 27. September 2021
An ihrem 68. Geburtstag sprach Amma per Webcast zu Menschen auf der ganzen Welt, da Amritapuri aufgrund der Covid-19-Pandemie weiterhin geschlossen bleibt. In ihrer Botschaft sprach sie über die Pandemie und ermutigte die Menschen, Hoffnung zu bewahren und zu versuchen, diese schwierige Lage zu nutzen, um stärker und wachsamer zu werden.
„Wenn eine Katastrophe oder ein Ereignis die ganze Welt in Mitleidenschaft zieht, sollten wir dies als karmische Folge der angesammelten Taten der ganzen Menschheit betrachten“, sagte Amma.
„Es ist sinnlos, eine bestimmte Menschengruppe oder ein spezielles Land zu kritisieren oder verantwortlich zu machen. Für globale Ereignisse – seien diese gut oder schlecht – tragen wir alle unseren Teil der Verantwortung.“
Sie fuhr fort: „Wenn ein Mensch zum Beispiel nahe der Küste oder auf dem Weg aufs offene Meer ertrinkt, sagen wir einfach, der ist im Meer ertrunken. Wir machen nicht einen speziellen Teil des Ozeans verantwortlich. Der gesamte Ozean wird als dafür verantwortlich gesehen. Die gegenwärtige Situation ist ähnlich. Jeder von uns muss seinen Teil der Verantwortung schultern. Erst indem wir so denken, beginnen wir, eine bessere Zukunft zu erschaffen.“
Amma sagte, dass die Armen und Bedürftigen am schlimmsten von der Pandemie betroffen sind – sie weiss von vielen Menschen in indischen Dörfern, die aufgrund der finanzieller Notlage die verschriebene Dosis ihrer Medikamente reduzieren mussten. Sie regte an, dass dieses Phänomen studiert und durch Aufklärungskampagnen behoben werden sollte.
„In diesen Zeiten der Pandemie haben die indische Bundesregierung und die indischen Landesregierungen den Menschen Reis und andere wesentliche Bedarfsartikel bereitgestellt. Viele Menschen leiden jedoch auch unter Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin und Schilddrüsenerkrankungen. Sie haben vielleicht nicht das Geld, Medizin für diese Krankheiten zu kaufen. Viele von ihnen verstehen auch nicht, dass sie ihre Medikamente täglich, zur richtigen Zeit und in der richtigen Dosis einnehmen müssen.“, erklärte Amma.
„Da sie sich ihre richtige Dosis Medizin nicht leisten können, verlegen sie sich darauf, die Einnahme zu reduzieren. Das kann zu Schlaganfällen führen. Aufgrund des Geldmangels, sich die erforderliche Medizin zu kaufen, sind während der Pandemie viele Menschen an einem Schlaganfall gestorben oder wurden gelähmt.“
Amma fuhr fort, dass diese gegenwärtige Zeit eine Gelegenheit ist, um uns selbst zu ermächtigen und dadurch unsere eigene innere Kraft, Selbstvertrauen, Entschlossenheit und Begeisterung zu wecken. Sie betonte auch die Notwendigkeit, einen Sinn für Einheit, Mitgefühl und für die Bereitschaft zu dienen zu entwickeln, wie er in frühere Generationen weit verbreitet war. In uns schlummert ein gewaltiges Potential – ein viel größeres Potential als wir wahrnehmen. Um unsere schlummernden Talente zu wecken und auf die richtige Weise zu nutzen, sind harte Zeiten häufig förderlicher als die von Erfolg gesegneten Zeiten.
„Erst wenn wir einige Schläge im Leben einstecken, lernen wir, uns nach innen zu wenden. Wenn wir eine Tragödie erleben, entsteht der Wunsch zu lernen, wie wir unseren Kummer überwinden können. In ähnlicher Weise verstehen wir den Wert der Liebe, wenn jemand unsere Liebe zurückweist, so dass wir versuchen, unser Leben und Verhalten so zu ändern, dass wir diese Liebe verdienen.“, sagte Amma.
„Wenn wir die Dinge von dieser Perspektive aus betrachten, erkennen wir, dass die Erfahrungen, die wir als negativ betrachten, nicht wirklich negativ sind. Wir sollten solche Begebenheiten in Umstände umdeuten, durch die wir aufwachen und wachsen.“
Amma erklärte, dass in widrigen Situationen positive Aspekte verborgen liegen können. Indem wir uns solchen Herausforderungen stellen und darüber nachdenken wie sie uns beeinflussen, können wir den Quell der Stärke erwecken und uns anzueignen, der von unseren Schwächen verborgen wird.
„Dann werden sich tausende von Türen öffnen. Erst wenn wir Herausforderungen gegenüberstehen und dennoch voranschreiten, wird unser Leben erfolgreich.“, sagte Amma.
„Wenn wir die Biografien großer Persönlichkeiten untersuchen, die viel für die Menschheit erreicht haben, sehen wir, dass sie alle durch Widrigkeiten gewachsen sind. In ihrem Bemühen, ihre Ziele zu erreichen, mussten sie mehr Widrigkeiten bewältigen als andere Menschen. Solche Persönlichkeiten waren Beleidigungen und zahllosen Anschuldigungen ausgesetzt. Aber all diese Widrigkeiten dienten dazu, ihren Mut und ihre Entschlossenheit, ihr Ziel zu erreichen, zu vergrößern.“
Amma beschrieb wie selbst das größte Gebäude Stein für Stein gebaut wird. In gleicher Weise wird das Haus unseres Lebens mit Sekunden, Minuten und Stunden gebaut. Sowohl gute als auch schwere Zeiten sind Teil des Lebens. Deshalb ist wichtig, sowohl über Erfolge als auch Misserfolge nachzudenken um dann mit voller Aufmerksamkeit foranzuschreiten.
„In Wirklichkeit gibt es keine Fehlschläge. Diese sogenannten ‚Fehlschläge‘ sollten als Lektionen genommen werden, aus denen wir lernen können.“, sagte Amma.
„Andere Dinge, die wir vergessen sollten, sind die Demütigungen, die uns widerfahren sind, die Fehler, die andere Menschen an uns begangen haben, und unsere persönlichen Feindschaften. Wenn das Bedürfnis nach Rache uns verzehrt, sind wir es selbst, die unsere Niederlage besiegeln. Nur wenn wir solche Gedanken ablehnen, wird unser Leben gedeihen.“
Amma sprache am Ende über die Kraft der Liebe und wie es nichts stärkeres als die Liebe gibt.
„Es gibt kein größeres Glück als das durch die Liebe erfahrene Glück. Wir erfahren Liebe, wenn das individuelle Ego endet und Herzen sich zu einer Liebe vereinen.“, sagte Amma.
„Es ist an der Zeit für uns, Brücken der Liebe und Freundschaft zu bauen. Mögen wir auf diese Weise in der Lage sein, eine Menschheitsfamilie unbegrenzter Liebe zu verwirklichen.“