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|| aum amritesvaryai namah ||
Das ABC für Frieden in schwierigen Zeiten
Von Swami Shubamritananda Puri
Meine unendlichen Grüße zu den Lotusfüße meiner Meisterin, unserer geliebten Amma, und an alle meine lieben Schwestern und Brüder aus verschiedenen Teilen der Welt, die an diesem Webcast teilnehmen. Ich bete, dass ihr und eure Lieben bei bester Gesundheit und in bester Stimmung seid. Ich bin sicher, dass viele von euch Ammas Botschaft an Ihre Kinder gelesen oder gesehen haben, in der sie über die herausfordernden Zeiten spricht, in denen sich die Welt gerade befindet. Sie denkt an jeden von euch und verfolgt regelmäßig die Entwicklungen in verschiedenen Teilen der Welt. Lasst uns an ihre Worte erinnern, dass wir mit Hoffnung, Selbstvertrauen und Liebe leben müssen und nicht in Angst.
Ich möchte mich bei meinem heutigen Vortrag auf folgendes Thema konzentrieren: „Das ABC zum Frieden in der gegenwärtigen Zeit“.
Ich habe in diesen Tagen über das Internet mit vielen Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt gesprochen, und das Thema ist immer die Corona-Virus-Pandemie. Ein Satz, den ich sehr häufig höre, ist: „Ich kann nicht glauben, dass dies geschieht.“ Kürzlich sagte ein Jugendlicher zu mir: „Ich habe das Gefühl, dass das, was wir durchmachen, ein Traum ist und jemand mich bald aus diesem Albtraum aufwecken wird.“ Es gibt einen großen Widerstand, dem wir manchmal gegenüberstehen, um die Gegenwart zu akzeptieren. Eine der ersten Eigenschaften, die wir entwickeln müssen, ist Akzeptanz.
A: Akzeptanz ist ein Muss.
Dies ist das A im ABC. Das Gelassenheitsgebet, über das es sich immer lohnt nachzudenken, ist in der heutigen Zeit besonders wichtig.
Gott, gib mir die Gelassenheit,
die Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, den Unterschied zu erkennen.
Ich bin sicher, dass viele von euch von den 5 Phasen gehört haben, die die meisten Menschen durchlaufen, wenn sie mit Trauer oder schwierigen Situationen konfrontiert sind: Leugnung, Wut, Verhandlung, Depression und Akzeptanz. Selbst mit dem Wecker, der am Morgen klingelt, durchlaufen wir diese Phasen. Zuerst die Leugnung, das heißt, du drehst dich nochmal um. Dann sind wir sauer auf den armen Wecker, als hätte er die Zeit des Klingelns selbst eingestellt. Dann drücken wir die Schlummertaste und fangen an zu verhandeln – und wir sagen… “noch 2 Minuten!“ Dann, wenn der Wecker wieder zu klingeln beginnt, sind wir frustriert und haben einen deprimierten Ausdruck im Gesicht. Und schließlich wird die Tatsache akzeptiert, dass es Zeit ist aufzuwachen.“ Später sind wir dann erleichtert, dass wir aufgewacht sind. Andernfalls hätten wir einen Flug oder ein wichtiges Treffen verpassen können. Je früher der Übergang zur Akzeptanz erfolgt, desto mehr Frieden werden wir erfahren.
Wir müssen die gegenwärtige Situation akzeptieren; es gibt keinen anderen Weg. Diese Pandemie ist wie ein kollektives Karma, das die ganze Welt durchmacht. Genau wie wir dem Wecker nicht die Schuld für das morgendliche Klingeln geben können, können wir niemandem die Schuld für die Lage geben, in der wir uns befinden. Wir alle haben im Physikunterricht gelernt, dass ein Draht sich erwärmt, wenn es Widerstand gegen den fließenden Strom gibt. Er kann sogar Feuer fangen. Dies gilt für alle Arten von Widerstand im Leben. Das Leben wird durch Leid erhitzt, wenn wir uns Situationen widersetzen.
Gelassenheit entsteht, wenn man Erwartungen gegen Akzeptanz eintauscht.
Zum Beispiel gibt es viele, die ihre Handys auch während der Vorträge eingeschaltet lassen. Anfangs habe ich mich geärgert, weil der Klang die Konzentration stört. Ich habe auch gemerkt, dass meine Verärgerung dort nicht aufhörte. Ich habe ihr erlaubt, sich für eine Weile in meinem Geist auszubreiten. Ich fing an zu denken: „Was ist er oder sie bloß für ein Mensch? Sollte er nicht genug Anstand haben, das Handy auszuschalten, wenn der Vortrag losgeht? Die Leute sind so abgestumpft geworden. Was passiert nur in dieser Welt?“ Aber dann habe ich mir gesagt: „Du bist doch derjenige, der unter dieser negativen Gedankenkette leidet. Die anderen sitzen friedlich herum und sind überhaupt nicht davon beeinflusst. Lieber akzeptieren als darüber zu meckern.“ Wenn ich jetzt während eines Vortrags das Klingeln eines Telefons höre, versuche ich zu denken: „Vielleicht haben sie nicht daran gedacht. Oder das Telefon ist neu und sie wissen nicht, wie sie es ausschalten sollen. Oder sie sind einfach, wer sie sind.“ Das hält mich weitgehend ruhig. Ob ärgerlicher Anruf, Geschäftsverlust, Verlust des Arbeitsplatzes, chronische Krankheit oder eine massive Krise wie diese Pandemie – Akzeptanz ist der einzige Weg, um Stabilität zu finden und uns darauf vorzubereiten, richtig damit umzugehen.
Krishna spricht in der Bhagavad Gita von der Haltung der Akzeptanz als „Prasada Buddhi“. Durch Prasada, Ruhe des Geistes, erfährt der Suchende die Beendigung des Leidens. Dies kommt durch die Akzeptanz. Amma gibt dieses wunderschöne Beispiel: Wenn wir Prasad in einem Tempel empfangen, sagen wir dem Priester dann etwa: „Nicht süß genug“ oder „nicht genug Cashewnüsse“? Nein. Wir akzeptieren es einfach mit Dankbarkeit und Liebe. Eine solche Einstellung sollte gegenüber allen Lebenslagen entstehen – guten und schlechten.
Akzeptanz wird von einigen Menschen falsch interpretiert; als Aufgeben oder eine Niederlage zu akzeptieren oder die Messlatte zu niedrig zu setzen. Das ist so nicht richtig. Akzeptanz ist ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche. Das Hauptelement der Akzeptanz ist das Öffnen für die Realität, wie sie wirklich ist, nicht wie wir über sie denken. Akzeptieren ist eine Pause, eine Zeit des Zulassens, des klaren Sehens. Dies hilft dir dabei, dich innerlich zu sammeln, was dir Klarheit darüber gibt, was du tun musst, um die Situation zu verbessern oder die Situation zu deinem Vorteil zu nutzen, indem du deine physische, emotionale und mentale Energie darauf lenkst, Dinge zu ändern, die du durch eigene Bemühungen ändern kannst. Akzeptanz bedeutet nicht, dass du keine Vorlieben hast. Du kannst Vorlieben haben und sicher darauf hinarbeiten, diese zu erfüllen; wenn sie aber nicht erfüllt werden, akzeptierst du das mit Gleichmut.
Wenn die äußere Situation so ist, dass wir durch eigene Bemühungen nicht viel an ihr ändern können, können wir aber sicherlich uns so formen, wie wir im Angesicht dieser Erfahrung sein möchten. Akzeptanz ist also immer eine Win-Win-Haltung.
Akzeptanz findet immer im gegenwärtigen Augenblick statt. Selbst wenn du nicht ausstehen kannst, was gerade passiert, mache den gegenwärtigen Moment zu deinem Freund und Verbündeten, nicht zu deinem Feind. Das wird dein ganzes Leben auf wundersame Weise verändern. Akzeptieren bedeutet, auch den Teil von uns einzubeziehen oder ihm Raum zu geben, der angesichts der Situation schreit: „Nein!“. Wir nehmen also sowohl die Situation an als auch unsere heftige Ablehnung ihr gegenüber. In der Gelassenheit, die aus unserer Akzeptanz entsteht, beruhigen sich alle Störungen und der Geist wird stiller. Ein solcher Geist kann effektiv über die richtigen Maßnahmen nachdenken, die durchgeführt werden müssen, um die Situation zu unserem Vorteil zu verändern. Er hilft uns dabei, die Person zu werden, für die wir uns in diesen Situationen entschieden haben.
Viele von euch haben bestimmt von Dr. Viktor Frankl gehört, einem sehr berühmten österreichischen Neurologen und Psychiater. Er war einer der Helden, die die Konzentrationslager der Nazis überlebt haben. Er hat ein wunderschönes Buch geschrieben mit dem Titel „… trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ (englischer Titel: „Man’s Search For Meaning“). Als er Menschen um sich herum sterben sah, einschließlich seiner Angehörigen, und sich selbst aller Arten von Folter ausgesetzt sah, sagte er sich: „Sie mögen meine äußere Freiheit kontrollieren können. Aber meine innere Freiheit können sie nicht anrühren. Es liegt völlig in meiner Hand ob ich friedvoll oder betrübt bin.“ Diese Worte kommen aus dem Mund eines Mannes, der Akzeptanz entwickelt hat und sich ganz eindeutig selbst im Griff hat.
Wenn du Amma fragst: „Was ist Hingabe?“, sagt sie, Hingabe bedeutet Akzeptanz. Es ist die Akzeptanz von Gegensätzen im Leben (Erfolg und Misserfolg, Freude und Trauer, Vergnügen und Schmerz) als einander ergänzend, ohne Ablehnung oder Protest.“
In Ammas Biografie sehen wir, wie Amma alle Herausforderungen angenommen hat, die auf sie zukamen. Amma hat sich nicht beim Universum darüber beschwert, dass sie getestet wurde. Früher gab es so viele Kritiker, die alles taten, was sie nur konnten, um Ammas Mission zu stoppen. Viele von ihnen haben sich inzwischen zu glühenden Anhängern entwickelt. Wenn Amma gefragt wird, wie sie diese Transformation sieht, sagt sie: „Früher warfen sie Steine; jetzt werfen sie Blumen.“ Ammas Akzeptanz hat nicht die Spur einer Urteilshaltung.
Akzeptiere was ist, lass los was war und glaube an das, was sein wird. Akzeptanz ist der Weg zum Frieden.
Praktischer Tipp
Beobachte dich selbst und finde heraus, gegen welche Dinge sich dein Geist in diesen Zeiten wehrt. Notiere sie sie in deinem Tagebuch und gehe eins nach dem anderen an. Achte auf die Emotionen in deinem Inneren, während du dich einer Situation widersetzt. Versuche nun, etwas Gutes in dem zu sehen, dem du dich widersetzt, und beginne langsam damit, es anzunehmen. Zum Beispiel:
- Du bist von meinem Vortrag gelangweilt… das Gute ist, dass du erkennst, dass dein Gehör ordentlich funktioniert.
- Du bist all das Händewaschen satt. Das bedeutet auch, dass du Zugang zu fließendem Wasser hast.
Beachte die Emotionen in dir, wenn Akzeptanz eingetreten ist. Das Glück, das durch Akzeptanz entsteht, kannst du sehr deutlich wahrnehmen.
B: Bei Änderungen flexibel sein
Dies betrifft Situationen, die uns Veränderungen bei unserem Lebensstil und bei unseren Einstellungen abverlangen. Lasst uns nicht starr sein bei unseren Vorlieben und Abneigungen und stattdessen versuchen, flexibel zu sein.
Habt ihr gesehen, wie sich die Körper kleiner Kinder biegen? Sie sind völlig flexibel. Sie verschränken ihre Beine um den Hals und nuckeln an ihrem großen Zeh! Das fällt ihnen nicht schwer. Wenn man älter wird, wird der Körper mehr und mehr steif und wenn wir mit über 40 versuchen, die gleiche Haltung wie das Kind einzunehmen, brauchen wir einen Krankenwagen, der uns zum Arzt fährt, damit er uns aus der Haltung befreit. Habt ihr den Körper einer Person gesehen, die stirbt? Er ist völlig steif. Es ist schwer, die Hände und Beine zu strecken, wenn sie gebeugt sind. Flexibilität ist der Begleiter des Lebens und Starrheit ist der Begleiter des Todes.
Wir Inder sind sehr flexibel, zumindest was unser Kopfschütteln betrifft. Für Leute aus dem Westen ist es manchmal sehr verwirrend. Sie können nicht verstehen, ob es „ja“ oder „nein“ bedeutet, und in Wirklichkeit kann es beides sein.
Lasst uns nicht so starr im Leben sein, denn das bringt uns von der wahren Freude ab. Wenn wir im Fluss sein können, dann gibt es nichts Schöneres. Flexibilität ist nicht nur extern, sondern auch intern. Eine flexible Denkweise ist eine entspannte Denkweise und eine starre Denkweise ist das Gegenteil.
Ich erinnere mich an einen Vorfall nach dem Tsunami. Es war erstaunlich zu sehen, wie Amma die gesamten Rettungs- und Hilfseinsätze leitete. Der Universitätscampus auf der anderen Seite der Backwaters in Amritapuri wurde binnen weniger Stunden nach dem Tsunami zu einem Hilfslager. Tausende Menschen wurden sicher dorthin gebracht. Als sie den Campus erreichten, hatten sie Kleidung, warmes Essen, Pflegeprodukte und eine Schlafmatte. Amma sorgte dafür, dass alle ihre Bedürfnisse im selben Moment erfüllt waren, in dem sie den Campus betraten. An diesem Abend half ich beim Ausschenken von Tee auf dem Campus. Ein Mann, der eine Tasse Tee von mir nahm, machte ein seltsames Gesicht, nachdem er ein wenig genippt hatte. Ich fragte ihn, ob etwas nicht stimmt. Er sagte: „Nicht genug Zucker.“ Ich sagte zu ihm: „Weißt du überhaupt, wie glücklich du sein kannst, dass du gerade eine große Naturkatastrophe wie den Tsunami überlebt hast? Du findest hier bereits nach wenigen Stunden alles vor, was du brauchst. Glaubst du nicht, dass du auch von deiner Seite aus ein wenig flexibel sein kannst? “ So regieren unsere Vorlieben und Abneigungen über uns.
Es hat kaum eine Zeit wie diese gegeben, in der Menschen in ihren Häusern bleiben müssen, ohne sich viel umherzubewegen. Ich weiß, dass dies für viele nicht einfach ist. Es ist eine gute Zeit, um Geduld und Flexibilität zu üben. Viele sind zu Karma-Rogis geworden, das heißt, sie haben die Krankheit, Karma zu tun. Man muss nicht einmal etwas tun, aber der unruhige Geist treibt einen dennoch in die Aktion. Wirkliche Beherrschung des Geistes bedeutet auch die Fähigkeit zu haben, bei Bedarf ruhig und still zu bleiben. Bisher haben unsere Eltern und Lehrer uns immer gesagt: „Sitz nicht einfach nur herum, sondern tu etwas.“ Jetzt sagt uns das Leben: „Tu nicht einfach etwas, sondern setz dich.“ Hierbei kommen wir die Worte von Blaise Pascal, dem französischen Philosophen, in den Sinn: „Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.“ Mit zunehmender Flexibilität wirst du feststellen, dass der Geist nicht viel auf äußere Veränderungen reagiert. Er wird friedlicher und glücklicher.
Praktischer Tipp
Flexibilität in der Denkweise – Von der Ausgangssperre zur Aufgeschlossenheit
Der Geist im Zustand der Ausgangssperre:
„Ich stecke zuhause fest.“
Ein aufgeschlossener Mensch:
„Zuhause bin ich sicher.
Ich verbringe mehr Zeit mit der Familie.
Ich habe meinen eigenen Rückzugsort.“
Der Geist im Zustand der Ausgangssperre:
„Die notwendigen Dinge werden mir ausgehen. Ich kann nichts Neues kaufen.“
Ein aufgeschlossener Mensch:
„Ich habe genug zuhause. Ich werde die Dinge, die ich habe, mit Bedacht einsetzen.
Ich werde reduzieren, recyceln und wiederverwenden.“
Der Geist im Zustand der Ausgangssperre:
„Alles schließt und wird heruntergefahren. Ich gerate in Panik.“
Ein aufgeschlossener Mensch:
„Die wichtigsten Orte wie Lebensmittelgeschäfte und medizinische Einrichtungen sind noch geöffnet.
Mein Fernunterricht findet immer noch statt. Ich verpasse keinen Unterricht.“
Der Geist im Zustand der Ausgangssperre:
„Es gibt zu viel Unsicherheit. Ich fühle mich ängstlich und unsicher.“
Ein aufgeschlossener Mensch:
Obwohl ich die Lage nicht kontrollieren kann, kann ich meine Handlungen kontrollieren und mich selbst schützen – indem ich regelmäßig die Hände wasche, alle Vorsichtsmaßnahmen treffe und zu Hause bleibe.
Ich kann gesund bleiben, indem ich Achtsamkeit übe, jeden Tag Körperübungen mache, mich gesund ernähre und gut schlafe. Ich werde auch alles tun, was mich glücklich macht, während ich zu Hause bin.“
C – Chancen aus Herausforderungen machen
Es gibt heutzutage Menschen, die aufgrund von Ängstlichkeit und Furcht unheimlich angespannt sind und die ihre Zeit damit verbringen, Situationen, Länder, Regierungen, Gesundheitssysteme, Gesundheitspersonal usw. zu beschuldigen. Andererseits sind in den letzten Wochen auch viele Helden aufgetaucht, die Wege gefunden haben, andere glücklich zu machen und die dabei sicherlich auch selbst glücklich geworden sind. Herausforderungen im Leben können uns entweder besser oder bitter machen. Denke immer daran, dass du kein Opfer bist, es sei denn, du entscheidest dich dafür. Es hängt alles davon ab, wie wir die Herausforderungen nutzen. Wir müssen nach Wegen suchen, wie wir diese Herausforderungen optimal nutzen können, um Weisheit und Frieden zu gewinnen. Dafür müssen wir uns auf ein höheres Ziel konzentrieren. Dann wird uns keine Herausforderung einsperren können.
Ein schönes Beispiel dafür ist eine deutsche Bewohnerin von Amritapuri namens Andrea. Amma hat ihr den Namen Purnima gegeben. Sie sitzt seit vielen Jahren im Rollstuhl. Aber ihr Fokus auf Amma und ihr Wille, etwas für andere zu tun, sind erstaunlich. Sie lässt niemals zu, dass ihr Handicap sie daran hindert das zu tun, was sie mag, nämlich anderen zu dienen. Purnima reist an alle Orte, die Amma besucht, in Indien und im Ausland. Während der Veranstaltungen verteilt sie Tokens von ihrem Rollstuhl aus. In Amritapuri trifft man sie manchmal im Krankenhaus an, wo sie die Patientenformulare verteilt. Manchmal zieht ihr Rollstuhl eine Ladung Wäsche der Besucher vom Waschbereich zum Trockenbereich. Äußerlich scheint es für sie eine permanente Ausgangssperre zu geben. Aber ihre Liebe zu Amma und das Ziel, anderen zu dienen, haben sie zu einem glücklichen und freien Menschen gemacht.
Wenn dein Geist dich also während dieser Monate der Isolation runterzieht, sag dir selbst: „mich wird gar nichts runterziehen. Ich werde diese Zeit in einen wirklich fruchtbaren Boden für mein Wachstum verwandeln.“ Behalte ein höheres Ziel vor Augen. Das kann beispielsweise sein, dich stärker auf spirituelle Praxis zu konzentrieren. Oder auf deine eigene Art Glück zu verbreiten. Wenn du Musiker bist, spiele online und mache andere Menschen glücklich. Wenn du ein Landwirt bist, bringe ein paar Jugendlichen online die Grundlagen der Landwirtschaft bei. Wenn du ein Koch bist, veranstalte Kochkurse online. Es gibt so vieles, was du tun kannst, um anderen eine Freude zu machen. Du wirst dann niemals in Angst geraten und dich auch nie langweilen.
Praktischer Tipp:
Ich möchte euch beim praktischen Tipp zu dieser Lehre von einem Vorfall erzählen, der mir vor ein paar Jahren passiert ist. Ich war in Istanbul, um Vorträge zu halten. Auf dem Rückweg erreichte ich bereits ein paar Stunden vor meinem Flug den Flughafen. Nach dem Einchecken sah ich eine Warteschlange, die durch den gesamten Flughafen ging. Ich dachte: „Das ist seltsam. Werden hier am Flughafen etwa Karten für die Fußball-Weltmeisterschaft verkauft? “ Dann fand heraus, dass dies die Warteschlange für die Sicherheitskontrolle war. Der Sicherheitsbereich war nicht einmal sichtbar. Die Schlange erstreckte sich fast bis zum Eingang des Flughafens. Als ich dort stand, war ich zunächst etwas ungeduldig und besorgt und beschuldigte die Flughafenbehörden, den Flughafen nicht ausreichend erweitert zu haben usw. (mittlerweile haben sie einen großartigen neuen Flughafen). Aber zum Glück wurde ich mir dessen bewusst. Ich dachte mir: „Dies ist etwas, dem ich mich stellen muss. Es gibt keine Möglichkeit, mich vorzudrängeln, und die meisten Leute, die vor mir stehen, haben auch Flüge zu erwischen, einige sogar früher als ich. Lass mich die Gelegenheit bestmöglich nutzen.“ Ich habe mich selbst herausgefordert, die 1000 Namen zu rezitieren und damit fertig zu sein, bis ich am Kontrollbereich stehe. Ich empfand das Warten dann nicht mehr als anstrengend. Ich merkte nicht einmal, wie sich die Schlange vorwärtsbewegte. Als ich mich dem Schalter näherte, war ich noch nicht mit dem rezitieren fertig. Ich wünschte sogar, dass sich die Person vor mir etwas mehr Zeit nimmt, damit ich das Ziel erreiche, das ich mir selbst gesetzt hatte. Es war so ein schönes Gefühl, als ich genau dann mit dem rezitieren fertig wurde, als ich an der Reihe war.
Ein Freund von mir hat es sich zur Aufgabe gemacht, während dieser 21-tägigen Ausgangssperre in Indien 21.000 Mantras (1.000 Mantras pro Tag) zu schreiben. Er möchte die Notizbücher Amma überreichen, wenn er sie das nächste Mal trifft. Wir alle können versuchen, uns zu konzentrieren, indem wir uns selbst interessante Ziele setzen, die wir in dieser Zeit der Selbstisolation erreicht wollen – das wird uns inspirieren.
Also, liebe Schwestern und Brüder, lasst uns diesen Zeiten mit Akzeptanz, Flexibilität begegnen und Herausforderungen in Chancen umwandeln. Lasst uns tiefer in uns selbst gehen und die Grundlagen unseres Lebens festigen. Obwohl die Aktienmärkte stark schwanken, ist dies eine großartige Zeit für spirituelle Investitionen.
Lasst uns in diesen schwierigen Zeiten zu Amma beten – für den Frieden der verstorbenen Seelen und für die mentale Kraft ihrer Angehörigen, mit diesem großen persönlichen Schicksalsschlag fertig zu werden. Lasst uns für die Hunderttausenden beten, die vom Virus betroffen sind und die sich in Krankenhäusern oder in der Selbstisolation befinden. Lasst uns für die körperliche Sicherheit und für die mentale Stärke aller Ärzte, Krankenschwestern und -Pfleger, medizinischem Personal, Apotheker, Sozialarbeiter, Polizisten und all derer, die rund um die Uhr selbstlos arbeiten, um uns zu schützen, beten.
Ich möchte mit einem Zitat von Amma schließen: „Lasst uns die Öllampe der Liebe und des Glaubens in unserem Herzen entzünden und weitergehen. Du fragst dich vielleicht: „Wie wird diese dichte Dunkelheit durch die kleine Öllampe in mir erhellt?“ Wenn jeder Mensch die Lampe in seinem Inneren entzündet, dann vervielfacht sich die Stärke des Lichts und alle Dunkelheit kann überwunden werden.“
Om Lokah Samastah Sukhino Bhavantu….