Auszüge aus Ammas Ansprache anlässlich der Feierlichkeiten zu ihrem 61. Geburtstag am 27. September 2014 in Amritapuri, Indien
Dieser Tag bedeutet für mich nichts besonders. Ich werde wie immer meine Kinder sehen, mir ihre Sorgen anhören und sie trösten. Deshalb möchte ich nur eines sagen: unser Leben sollte für die Welt von nutzen sein. Wir sollten wenigstens einen Moment lang jemanden ganz ohne Erwartungen innig lieben und aufmuntern.
Wir leben in einer Zeit, in der sich einzelne Menschen, Gesellschaften, religiöse Gruppierungen und Länder von einander entfernen. Für die Befriedigung ihrer Bedürfnisse nehmen sie in Kauf, andere zu verletzten. Es ist beunruhigend zu sehen, dass nicht einmal alte Frauen, die schon mit einem Fuß im Grab stehen, von Gewalt und Missbrauch verschont werden.
Aktuell existieren Gruppierungen von Menschen, die eine Form von Terrorismus predigen, die grausamer als jene der Primitiven. Sie haben sich formiert und sind willig, einem Menschen grosses Leiden zu bereiten. In der heutigen Welt gibt es keine Garantie. Alles kann jedem/jeder, jederzeit und überall passieren.
Die Menschheit ist mit riesigen Problemen konfrontiert: Klimaerwärmung, Naturkatastrophen, Arbeitslosigkeit und Rezession. Viele Länder sind von grosser Armut und Hungersnot betroffen. Es gibt neue, ansteckende Krankheiten und die Kindersterblichkeit steigt. Auch die Selbstmordrate steigt und es gibt immer mehr Menschen mit psychologischen Problemen.
Heutzutage sind Menschen aus Geldgier dazu bereit, die grausamsten Dinge zu tun. Das einzige Ziel für viele Menschen ist, so viel Geld wie möglich, egal mit welchen Mitteln, zu machen. Andere betrinken sich und befriedigen ihre Lust ohne sich im geringsten kar darüber zu sein, was das Ziel eines menschlichen Lebens ist.
Unsere Jugendliche leben ohne den Einbezug der menschlichen Werte. Die Beziehungen innerhalb der Familien, zwischen Frau und Mann sind zur Farce geworden. Wir erleben Väter und Mütter, die total unfähig sind, ihre Kinder zu erziehen und es gibt Kinder, die ihre Pflichten gegenüber den Eltern total ignorieren. Wenn wir nicht jetzt aufwachen und handeln, drohen uns grosse Gefahren. Im Moment handeln wir aber so, als ob wir es eilig hätten, frontal auf diese Gefahren zu treffen.
Wenn man den Grund dieser Probleme analysiert, gibt es nur eine Schlussfolgerung: Es ist der Mangel an Liebe und Mitgefühl. Gegenwärtig wird viel Zeit und Anstrengung in die Entwicklung einer Impfung gegen die Ebola-Krankheit investiert. In einigen afrikanischen Ländern ist die Krankheit zu einem Albtraum geworden, der bereits Tausenden von Menschen das Leben genommen hat. Doch es gibt ein noch gefährlicheres Virus, das sich rasend verbreitet und unzählige Menschenleben vernichtet: Es ist der Virus des Hasses. Für ein Mittel gegen diesen Virus müssen wir nicht weit suchen. Die Impfung dafür existiert bereits in unserem Innern. Es sind Liebe und Mitgefühl. Liebe und Mitgefühl verleihen uns nicht nur Stärke und Vitalität, wenn wir diese Qualitäten verinnerlichen profitieren auch die Menschen um uns herum. Liebe ist die göttliche Medizin und Mitgefühl das Mittel gegen das Sterben.
Wir hören immer wieder Leute fragen: „Warum ist unsere Welt in einem so schlechten Zustand? Warum ist unser Land so herunter gekommen?“. Wenn wir aber so fragen, vergessen wir eine wichtige Tatsache: Auch wir gehören zur Welt. Wir müssen uns klar darüber sein, dass auch wir eine Rolle dabei spielen, ob die Welt ein besserer oder schlechterer Ort wird. Daraus können wir folgern, dass wir die Welt durch unsere Anstrengungen verbessern können.
Einer der Gründe für die schwierige Weltlage ist, dass sich Leute hemmungslos bereichern, auch wenn das die Verletzung von anderen zur Folge hat. Wenn sie aber ein kleines Opfer für die Gesellschaft und die soziale Wohlfahrt bringen sollten, rennen sie von ihren Pflichten davon. (…)
Zuwendung und Mitgefühl den Armen und Bedürftigen gegenüber gehen Hand in Hand. Sie sind wie zwei Seiten einer Münze. Wir sollten um uns herum schauen und jenen Menschen beistehen, die unsere Hilfe benötigen. Wenn wir in der Lage sind auch nur einer Person zu helfen, können wir einen großen Wandel in dessen Leben bewirken. Wenn die Menschen bereit werden könnten, Anteilnahme mit den Armen und Bedürftigen in ihr Leben zu integrieren, wäre dieses das größte Geburtstagsgeschenk, das Amma je erhalten könnte.