Auszüge aus Ammas Neujahrs-Botschaft vom 1. Januar 2017
Auf unserem Pfad der Erfahrungen haben wir das Jahr 2016 hinter uns gelassen. Jetzt und hier ist ein weiteres neues Jahr auf das wir uns voller neuer Hoffnung und Erwartung freuen können. Jedes neue Jahr ist wie eine frische Seite im Buch unseres Lebens. Was wir darauf schreiben wollen, liegt ganz bei uns. Wenn wir möchten, können wir es mit Briefen voller Liebe, Mitgefühl, Frieden und Wissen füllen. Andererseits können wir es auch mit Hass, Wut und Dunkelheit füllen. Mögen wir den Stift des Unterscheidungsvermögens mit der Tinte der Selbst-Bemühung füllen und damit beginnen, etwas Frisches auf diese neuen Seiten zu schreiben.
Möge unser Gesicht in diesem neuen Jahr mit dem Lächeln der Liebe aufleuchten. Möge unser Geist frei und ruhig sein, frei von Angst und Furcht. Mögen unsere Herzen von Mitgefühl erfüllt sein. Möge die Sonne des Unterscheidungsvermögens unseren Geist erleuchten. Möge es unser Ziel sein, eine Welt des Friedens und der Harmonie zu erschaffen.
Wir hören viele Leute sagen, dass 2016 kein gutes Jahr gewesen sei. Wir sollten aber reflektieren und darüber nachdenken, wer daran schuld war. War es der Fehler des Jahres oder unser eigener? Haben wir das Jahr genutzt, um zu lernen, zu wachsen und aufzusteigen? Oder haben wir es mit belanglosen Beschäftigungen verschwendet?
So wie der Besitzer eines kleinen Unternehmens jeden Abend seine Einnahmen und Ausgaben zählt, ist Neujahr ein guter Anlass, um zurückzublicken und über das vergangene Jahr nachzudenken. An diesem Tag sollten wir eine kleine Selbst-Analyse machen. Wir sollten unsere Handlungen und Einstellungen betrachten und uns fragen: „Wo mache ich Gewinne? Wo mache ich Verluste?“ Wir sollten aufrichtig beschließen, unsere spirituellen Fortschritte abzusichern und unsere negativen Eigenschaften aufzugeben.
Im vergangenen Jahr haben wir viele Tragödien und Unruhen in der Welt erlebt. Tausende verloren ihr Leben in Kriegen und Aufständen. Viele waren Opfer von Terroranschlägen. Viele starben durch Naturkatastrophen, und so viele Menschen verloren all ihre Ersparnisse. Die Flüchtlingskrise hat ihren Höhepunkt erreicht. Unzählige Menschen waren voller Angst und Hoffnungslosigkeit. Trotz alledem sollten wir nicht in Bedrücktheit und Angst ertrinken. Die Kraft, sich solchen Herausforderungen zu stellen, liegt in uns. Wenn wir alle Hand in Hand gehen, können wir selbst den größten Problemen mit Gelassenheit und Optimismus begegnen.
Es ist nicht notwendig, sich wegen der Zukunft Sorgen zu machen. Höhen und Tiefen sind das Wesen des Lebens. Spiritualität ist die Wissenschaft, die uns lehrt, alles mit Zufriedenheit anzunehmen. Wenn wir unsere mentale Einstellung ändern, können wir auch die Veränderungen, die durch äußere Umstände geschehen, bewältigen. Wenn jemand schwimmen kann, dann ist das Schwimmen im Meer ein herrliches Spiel. Aber diejenigen, die nicht wissen wie man schwimmt, können leicht ertrinken.
Das Verständnis der Spiritualität hilft uns, alles mit geistiger Stärke zu bewältigen. Wenn Probleme im Leben auftauchen, brechen einige zusammen, weil sie nicht in der Lage sind, den Problemen zu begegnen. Ein spiritueller Mensch wird jedoch in der Lage sein, solche Zeiten der Not mit Gleichmut zu begegnen.
Atithi devo bhava. Die indische Kultur lehrt uns, jeden Atithi (Gast) als Gott zu betrachten. Mit „Atithi“ sind nicht nur Menschen gemeint. Jede Situation, die uns überrascht, ist Atithi (wörtlich „jemand ohne eine bestimmte Zeit“). Wir müssen in der Lage sein, alles fröhlich anzunehmen. Wenn wir dies tun, wird jede Situation zu einem Sprungbrett zu größerer Reife.
Wenn wir schwierigen Situationen begegnen, fühlen wir uns vielleicht eingeschüchtert. Trotzdem müssen wir mit Wachsamkeit vorangehen, ohne unsere mentale Stärke zu verlieren. Selbst wenn wir fallen oder scheitern, sollten wir uns nicht entmutigt lassen, sondern diesen Rückschlag als Sprungbrett zum Erfolg sehen.
Es ist egal, wenn wir keine „großen“ Dinge erreichen können. Es ist mehr als genug, wenn wir ein freundliches Wort sprechen, ein liebes Lächeln zeigen und bereitwillig und geduldig den Problemen anderer zuhören können.
Nur weil ein neues Jahr anbricht, bedeutet das nicht, dass die Sonne im Westen aufgehen wird. Zwei plus zwei wird vier bleiben; es wird nicht fünf daraus werden. Nur durch den Wechsel von Zahlen wird sich nichts ändern. In unseren Händen haben wir nur den jetzigen Augenblick. Lasst uns versuchen, ihn zu nutzen, um Initiative zu ergreifen und Handlungen auszuführen, die eine positive Veränderung bewirken.
Lasst uns beschließen, kein Geld für extravagante Dinge zu verschwenden. Wenn dieses Geld dafür genutzt werden kann, kranken Kindern zu helfen, könnte das so viel bedeuten. Natürlich ist der Tod letztlich unvermeidlich. Wir können vielleicht nicht jeden retten. Wenn wir aber durch unsere Hilfe auch nur das Leben eines solchen Kindes verlängern könnten, würde dies den Eltern so viel bedeuten.
Indem man sich durch solch barmherzige Handlungen engagiert, lebt man die Wahrheit, die in den Aussagen der Upanischaden zum Ausdruck gebracht wird, die unsere Einheit mit Gott verkünden: tat tvam asi und aham brahmasmi – „du bist das“ und „ich bin Brahman.“ Wenn wir zum Beispiel unser Auge mit unserem Finger anstoßen, bestrafen wir niemals unseren Finger. Ganz im Gegenteil: Wir benutzen den gleichen Finger, um das Auge zu reiben. Das kommt daher, weil wir wissen, dass sowohl der Finger als auch das Auge ein Teil unseres eigenen Körpers sind. Genauso ist es, wenn wir andere als unser wahres Selbst sehen: Dann steigt spontan Mitgefühl auf.
So wie wir unsere eigenen Fehler verzeihen, lasst uns auch in der Lage sein, die Fehler anderer zu verzeihen und zu vergessen. Lasst uns versuchen, alle Gefühle der Wut gegen diejenigen, die uns geschadet haben, zu überwinden. Lasst uns versuchen, freundliche Briefe oder E-Mails an diejenigen zu schreiben, die wütend auf uns sind. Dies kann ihnen etwas Glück schenken und dabei helfen, ihre Wut zu überwinden.
Lasst uns nicht vergessen, unseren Lieben und Nächsten gegenüber Dankbarkeit auszudrücken. Dies sind die neuen Dinge, die wir tun müssen, um das neue Jahr zu begrüßen. Solche Handlungen bringen wirkliche Wiedergeburt – eine neue Schöpfung.
Lasst uns aus den Misserfolgen des Vorjahres lernen und das neue Jahr mit größerer Achtsamkeit, mehr Enthusiasmus und optimistischem Glauben betreten. Gleichzeitig müssen wir den Horizont unseres Wissens erweitern. Lasst uns das neue Jahr durch Handlungen, die den Duft der Liebe und des Mitgefühls verbreiten, zu einem gesegneten Jahr machen.
Amma betet zum Paramatma, dass ihre Kinder dies tun können. Amma wünscht all ihren Kindern ein sehr glückliches Jahr 2017.