Der dreitägige World Hindu Kongress brachte mehr als 2.000 Delegierte aus 61 Ländern in Bangkok zusammen, um zu erörtern, wie die zeitlosen Werte des Sanatana Dharma wiederbelebt werden können.
In ihrer offiziellen Ansprache betonte Amma dessen innewohnende und umfassende Vision, die alles in der Schöpfung durch Liebe, selbstloses Handeln und Ethik miteinander verbindet. Sie erklärte, dass Dharma kein ausschließlich den Hindus vorbehaltener Grundsatz ist. Dharma ist der Name, mit dem die alten Rishis das bezeichnet haben, was Menschheit, Natur und Gott in perfekter Harmonie vereint.
Auszüge aus Ammas Ansprache
Der Hindu-Glaube ist uralt, und er bietet eine Sammlung von Prinzipien und Werten, die das Potenzial haben, Wohlstand und Wohlergehen für alle zu bringen. Sanatana Dharma war sich schon immer der tiefen Verbindung zwischen den Menschen und der Natur bewusst. Es war der Hinduismus, der der Welt die Konzepte von Dharma und Yajña, also von Werten und Selbstaufopferung, präsentierte.
Heutzutage gibt es immer mehr Menschen, bei denen die Quelle der Liebe und des selbstlosen Dienens austrocknet. Die einzige Lösung besteht darin, Dharma wiederherzustellen. Dies ist der einzige Weg, um die Welt und die Menschheit zu retten. Zusammenkünfte und gezielte Aktivitäten wie diese, die gemeinsam in einem Geist der Hingabe vollbracht werden, werden unverzichtbar.
Überall um uns herum sehen wir Menschen, die wie Maschinen funktionieren – vom Moment des Aufwachens bis zum Einschlafen, als ob sie sich auf einem Schlachtfeld befinden, innerlich und äußerlich. Es gibt keinen Augenblick ohne Stress. Arbeitsdruck, Familienprobleme, Sorgen um ihre Kinder, Einkommen und Ausgaben, Sorge um eine Internetverbindung…
Wie können wir inmitten all dieser Spannungen an Dharma oder moralische Werte denken? Es gibt nur eine Erklärung. All dieser Stress kommt aus einer einzigen Quelle: der Vernachlässigung von Dharma und dem Scheitern, auch nur in geringstem Maße danach zu leben.
Wir haben von Menschen gemachte Gesetze. Über all diesen steht ein göttliches Gesetz, das uns von der universellen Kraft gegeben wurde, die die gesamte Schöpfung zusammenhält. Dieses göttliche Gesetz nennen wir Dharma. Wir versuchen, die von Menschen gemachten Gesetze nicht zu verletzen, weil wir Angst vor Strafe haben.
Ähnlich wird auch die Verletzung des Dharma-Gesetzes, das von der universellen Kraft festgelegt wurde, Konsequenzen haben. So wie die Schwerkraft ein Naturgesetz ist, ist Dharma ein Gesetz des Universums. Die Verfassung einer Nation kann von Regierungen geändert werden, aber das Gesetz des Universums, Dharma, kann weder geändert noch ergänzt werden. Wenn wir unseren Teil dazu beitragen, Dharma zu schützen, wird es uns schützen.
Entgegen der Meinung vieler ist Dharma kein ausschließlich den Hindus vorbehaltener Grundsatz. Dharma ist der Name, den unsere alten Rishis dem gegeben haben, was Menschheit, Natur und Gott in perfekter Harmonie verbindet und aufeinander abstimmt. Es ist eine Lebensweise, die jeder Mensch praktizieren sollte.
Was ist Dharma? Dharma ist etwas, das der größtmöglichen Anzahl von Menschen für die längstmögliche Zeit das größtmögliche Glück bringt. Dharma ist sich aller äußeren Unterschiede bewusst und betrachtet jeden an seinem eigenen Platz. In dieser Sichtweise gibt es keinen Platz für Hass oder Rache. Es gibt keine Verzweiflung oder Wut. Es lehrt uns, das Gute in jedem und allem aufzunehmen.
Typischerweise treffen wir in der Welt auf zwei Standpunkte. Erstens: „Ich möchte meine Rechte sichern.“ Zweitens: „Ich muss mein Dharma – meine Pflicht – erfüllen.“ Von diesen gibt Sanatana Dharma dem zweiten den Vorrang. Der erste ist der Weg von Konflikt und Konkurrenz. Der zweite ist der Weg der Einheit, des Wohlergehens und des Friedens. Wenn jeder nur an seine eigenen Rechte denkt, wird das Ergebnis Feindseligkeit und Zwietracht sein. Wenn jedoch jeder sein Dharma erfüllt, werden die Rechte aller auf natürliche Weise geschützt. Es werden Frieden und Wohlstand herrschen.
Sanatana Dharma gibt jedem Einzelnen die Freiheit, seinen eigenen spirituellen Weg zu wählen. Nicht nur die Menschen, sondern die ganze Welt benötigt Vielfalt. Darin liegt eine Schönheit. Darin liegt eine Harmonie. Im Sanatana Dharma verschmelzen Vielfalt und Einheit miteinander. Dies hilft dabei, die eine Grundströmung in der unzähligen Vielfalt des Universums zu finden. Es integriert alles zusammen. Dadurch erblühen Liebe, Schönheit und Hilfsbereitschaft.
Menschen und alle Lebewesen sind Wellen im großen Ozean, der Gott ist. In diesem großen Ozean Gottes werden wir geboren, leben, sterben und werden wiedergeboren. Wellen steigen nur für wenige Augenblicke auf, bevor sie verschwinden. In Wirklichkeit unterscheidet sich die Welle nicht vom Ozean.
Ebenso sind Menschen, Natur und Gott nicht unterschiedlich. All die verschiedenen Konflikte, die wir sowohl innerlich als auch äußerlich erfahren – unsere Gier, alles besitzen zu wollen, und der Hass und die Rache, die wir empfinden – gibt es einfach, weil wir uns dieser zugrunde liegenden Einheit nicht bewusst sind.
Es gibt einen Rhythmus im Universum – eine unvergängliche Verbindung zwischen dem Universum und jedem darin lebenden Wesen. Das Universum ist wie ein riesiges, miteinander verbundenes Netzwerk. So wie eine kleine Erschütterung in der Ecke eines ausgespannten Netzes Wellen durch das ganze Netz sendet, so sendet auch – ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht – jede unserer Handlungen eine Welle in jede Ecke des Universums, ob von einem Individuum oder einer Gruppe ausgeführt. Wir sollten wissen, dass wir nicht einzelne Inseln, sondern Glieder einer gemeinsamen Kette sind.
Wenn wir unser Leben fest im Dharma verwurzelt leben, gibt es keinen Platz für Gedanken an „Ich“ und „Mein“. Wer im Dharma verwurzelt ist, kann nichts tun, um jemandem oder der Natur zu schaden. Eine dharmische Sichtweise macht unser Bewusstsein weitreichend. Es gibt kein Gefühl der Getrenntheit. Der individuelle Geist wird eins mit dem universellen Geist.
Die moderne Wissenschaft erkennt nun an, dass alle Energie im Grunde genommen gleich ist und dass alles im Universum miteinander verbunden ist. Dennoch stellen wir oft fest, dass sogenannte „wissenschaftliche“ Menschen selbst eine diskriminierende und spaltende Sichtweise haben. Wenn wir Maschinen hinterherlaufen, ohne unsere Unterscheidungskraft zu nutzen, setzen wir unsere gesamte Existenz aufs Spiel. Es ist wichtig, Werte in unsere Nutzung von Technologie einzubinden.
Wir haben gelernt, uns wie ein Vogel in die Lüfte zu erheben und wie ein Fisch in die Tiefen der Meere zu tauchen, haben aber vergessen, wie man als Mensch geht und lebt.
Es gibt zwei Arten von Bildung: Bildung für den Lebensunterhalt und Bildung für das Leben. Bildung für den Lebensunterhalt ist notwendig, um die materiellen Bedürfnisse zu erfüllen. Bildung für das Leben ist die Wissenschaft, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen. Sie ist Spiritualität.
Heutzutage ist unsere erste Frage, wohin wir auch in der Welt gehen: „Gibt es hier Internet?“ Eine Internetverbindung allein reicht jedoch nicht aus; was wir wirklich brauchen, ist, unser „inner-net“, unsere innere Anbindung wieder herzustellen. In diesem Zusammenhang wird die Spiritualität relevant. Die meisten Menschen bemühen sich, äußere Situationen zu ändern. Was wir jedoch tatsächlich ändern können, ist unsere geistige Haltung. Wenn unsere Denkweise positiv statt negativ wird, kann dies auch eine Veränderung in äußeren Situationen bewirken. Spiritualität hilft uns, unsere geistige Haltung zu ändern.
Ein Leben ohne Werte schöpft das Geschenk der menschlichen Geburt in gewisser Weise nicht voll aus. Nehmen wir an, wir haben einen Supercomputer. Wenn wir ihn nur dazu verwenden, unsere Lebensmittelausgaben zu speichern und unsere Haushaltskonten auszugleichen, wäre das eine Verschwendung seiner Kapazität. Ein Supercomputer kann leicht die Daten einer ganzen Stadt speichern!
In der heutigen Zeit haben Menschen, die nach innerem Frieden suchen, Handys und Rauschmittel zu ihren „Friedensstiftern“ gemacht. Sie haben kein Interesse daran, den ultimativen Friedensstifter – Gott – zu suchen oder zu erkennen. Als Ergebnis erleben wir die fortschreitende Zerstörung unserer Welt. Wir sind keine Kerzen, die darauf angewiesen sind, von anderen angezündet zu werden. Wir sind die selbstleuchtende Sonne. Wir sind keine hilflosen Kätzchen; wir sind allmächtige Löwen. In uns steckt unendliches Potenzial.
Es gibt heute zwei Arten von Armut in der Welt: 1. Mangel an Nahrung, Kleidung und Unterkunft und 2. Mangel an Liebe und Mitgefühl. Wir sollten der zweiten Art von Armut mehr Aufmerksamkeit schenken, denn wenn wir Liebe und Mitgefühl in unseren Herzen tragen, werden wir von ganzem Herzen dienen, und dann wird die erste Art von Armut automatisch gelindert.
Unsere Herzen müssen offen und empfänglich sein. Das Herz ist wie ein Fallschirm. Wenn es sich nicht öffnen kann, ist das gefährlich. Wir sollten lernen, für alles im Leben Dankbarkeit zu empfinden. Wir sind allem in dieser Welt verpflichtet – allem, was uns wachsen ließ und uns zu dem machte, was wir heute sind. Wir sollten nicht davonlaufen und die Schreie unserer leidenden Brüder und Schwestern ignorieren. Wir sollten tun, was wir können, um ihnen zu helfen.
Wir brauchen keine Position oder Reichtum, um jenen in Not zu helfen. Alles, was wir tun müssen, ist ein liebevolles Wort auszusprechen, einen mitfühlenden Blick zu schenken und eine helfende Hand zu reichen. Schon diese einfachen Handlungen können unser Leben und das der anderen erhellen und sinnvoll machen. Das, was wir geben, und nicht das, was wir nehmen, bestimmt den Wert unseres Lebens. Wenn wir in der Lage sind, auch nur einem einzigen Menschen einen Moment des Glücks zu bescheren, wird dies unser eigenes Leben sehr bereichern.
Dharma ist unsere Mutter. Ohne Dharma zu leben ist, als würde man die Adresse des Hauses seiner eigenen Mutter vergessen. Der Schoß von Mutter Erde ist weitreichend und allumfassend. Niemand wird jemals von ihrem Schoß zurückgewiesen. Diese globale Gesellschaft mit Milliarden von Mitgliedern sollte mit der Kraft dieses Wissens und der Einheit gestärkt voranschreiten. Wir sollten die Herausforderungen von Armut und Diskriminierung durch Zusammenarbeit überwinden. Wir sollten uns als eine lebendige Gesellschaft entwickeln, die Frieden und Harmonie auf der ganzen Welt verbreitet.
Eine sehr mächtige Schwingung durchdringt jedes Sandkorn, jedes Atom und die gesamte Atmosphäre unseres Landes, Bharat. Es ist die Schwingung der vedischen Gesänge und der spirituellen Disziplin, die von unzähligen alten Rishis ausgeübt wurde. Es ist der Pulsschlag der spirituellen Kraft. Dies ist die unschätzbare Besonderheit von Sanatana Dharma.
Alles in der Schöpfung wird von Dharma regiert. Bharat ist das Land, das der Welt die ultimative Wahrheit lehrte, dass Gott kein fernes abstraktes Konzept ist, sondern wirklich in uns existiert als unser eigener Atem, unser Hören, unser Sehen, unser Tasten, unser Geschmack, unsere Gedanken, unsere Emotionen – unser Puls und Kreislauf. Möge diese reichhaltige Quelle spiritueller Weisheit – die noch nicht versiegt ist – wieder hervortreten und kraftvoll wie der Fluss Ganges anschwellen, sich über das Land ausbreiten und die Erde reinigen. Mögen wir alle ein Gelübde ablegen, dies zu erreichen. Möge die göttliche Gnade euch alle segnen.
|| oṁ lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu ||