Amma leitete die Veranstaltung in Nagpur, Maharashtra. Sie ist die erste spirituelle Führungsperson, die zur Vorsitzenden der G20 Arbeitsgruppe für Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen (C20) ernannt wurde. Indien ist das diesjährige Gastgeberland des G20-Gipfels, der im September in Neu-Delhi stattfindet. In ihrer Ansprache erklärte Amma, dass die Menschen nicht überleben können, wenn sie als einzelne Nationen, ethnische Gruppen oder Religionen isoliert leben. Diese Welt gehört uns allen.
Amma verneigt sich vor euch allen, die ihr die Verkörperungen der reinen Liebe und des höchsten Selbst seid.
Amma freut sich sehr über die Teilnahme an diesem internationalen Gipfeltreffen, das zu den anerkanntesten Tagungen von C-20 zählt. Sie freut sich auf den persönlichen Austausch mit den Mitgliedern des Lenkungsausschusses, den Zivilgesellschaftsorganisationen (CSO) und den NRO-Sprechern. Jeder leistet einen wertvollen Beitrag zu diesem Vorhaben.
Die Menschheit steht heute vor vielen außergewöhnlichen Herausforderungen.
Auch auf einer subtileren Ebene gibt es zahlreiche Herausforderungen. Manchmal können wir diese nicht wahrnehmen oder verstehen. In solchen Zeiten braucht der Mensch zwei Qualitäten: Weisheit, um das Problem zu erkennen, und die innere Einstellung und Intelligenz, es zu beheben.
Doch leider sind wir wie ein Schüler, der am Tag vor der Prüfung mit dem Lernen beginnt. Erst wenn wir am Rande einer Katastrophe stehen, fangen wir an, ernsthaft nachzudenken. Erst dann wird uns klar, dass wir handeln müssen.
Die COVID-Pandemie hat uns drei lange Jahre auf die Probe gestellt. Während der Krise haben sich viele vorgenommen, es in Zukunft besser zu machen. Viele Menschen hatten den festen Vorsatz, ihre Perspektive zu ändern. Allerdings waren diese Vorsätze nicht von Dauer. Unweigerlich kehrten die Menschen wieder zu ihren alten Gewohnheiten zurück.
Die Zukunft gehört nicht den „einzelnen“ Wesen, die getrennt sind, sondern denjenigen, die sich „miteinander vereinen“ und mit anderen kooperieren. Länder und Gesellschaften, die versuchen, im Alleingang aufzusteigen, werden sicherlich scheitern. Das ist eine Warnung der Natur an die Menschheit. Daher sollte unser Mantra ‚zusammen, nicht allein‘ lauten.
Jeder Mensch hat ein gewisses Maß an Freiheit, sein Leben so zu leben, wie er möchte. Jedoch können wir die Naturgesetze nicht nach Belieben verändern, so wie wir den Fernsehkanal wechseln. Die Natur und Gott sind nun einmal allumfassend. Der Mensch allein grenzt ab und schließt aus. Das universelle Gesetz der Inklusion gilt für alle, die in dieser Welt leben. Versuchen wir mit Gewalt, ausgrenzende Gesetze durchzusetzen, wird das nur zu Disharmonie und Unglück führen. Was wir derzeit erleben, sind die Ergebnisse vergangener Handlungen vieler Menschen, die sich in das Gefüge des Universums eingemischt haben. Bei dem Versuch, die äußere Situation zu ändern, sollten wir gleichzeitig auch bereit sein, unsere Denkweise zu ändern.
Amma erinnert sich an Begebenheiten aus ihrer Kindheit. Früher rieten die Eltern ihren Kindern, sich gut zu benehmen, die Wahrheit zu sagen, liebevoll und hilfsbereit zu jedem zu sein und gut zu lernen.‘ Heutzutage hören wir jedoch, dass manche Eltern ihre Kinder mit folgenden Ratschlägen erziehen: „Sei ein kluger, gerissener Gewinner und gib dich nicht mit Leuten ab, die von niedrigerem Stand sind“.
„Meine leibliche Mutter lehrte mich vor fünfundsechzig Jahren durch ihr eigenes Handeln. In meinem Geburtsort gab es ungefähr tausend Häuser. In den meisten lebten Großfamilien, von denen viele Mitglieder zusammen lebten. Nur etwa hundert Familien waren wohlhabend. Die anderen Familien verdienten ihren Lebensunterhalt mit dem täglichen Fischfang und aßen nur dann, wenn sie an dem Tag Geld verdienten. Sonst blieben sie hungrig. Ein Bankkonto hatten sie nicht.
War das Essen bei uns früher fertig als bei anderen, dachte meine Mutter zuerst an die Nachbarn und sagte „Dieser Nachbar ist noch nicht vom Fischen zurück; seine Kinder werden hungrig sein.“
Dann packte sie Essen für zwei oder drei Kinder ein und bat mich, es ihnen zu bringen. Gleichzeitig machte sie sich Sorgen um ihre eigenen Kinder. „Wartet noch ein wenig“, sagte sie zu uns, „bald werde ich euch etwas zu essen geben.“
Wenn unerwartete Gäste kamen, versorgte meine Mutter zuerst diese und gab uns danach Reiswasser mit Kokosraspeln. Selbst nachdem der Gast gegessen hatte und gegangen war, sorgte sich meine Mutter, ob der Gast zufrieden und satt nach Hause ging. Durch solche Beispiele lehrten uns unsere Mütter bereits von Kindesbeinen an.
In der modernen Welt werden Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft möglicherweise als ein Zeichen von Schwäche gedeutet, Täuschung und Lüge hingegen als Stärke. Dhritarashtra und Gandhari zum Beispiel erzogen ihren bösartigen Sohn, Duryodhana, mit dieser irrationalen Denkweise. Das ist die gleiche Richtung, in die sich unsere Gesellschaft heute entwickelt. Gute Werte sollten den Kindern von klein auf in den Haushalten und Schulen vermittelt werden. Wenn man auf weichem Zement geht, bleiben die Eindrücke für immer.
Genauso funktioniert es. Wenn diese Werte schon in jungen Jahren vermittelt werden, bleiben sie ein Leben lang erhalten und dienen sowohl einem selbst als auch anderen. Vor 60 Jahren, als ich in der vierten Klasse war, waren wir ungefähr sechzig Kinder in einer Klasse. Rund fünfzehn bis zwanzig Prozent von ihnen brachten ein Pausenbrot mit in die Schule.
Die übrigen tranken in der Mittagspause etwas Wasser und setzten sich still und hungrig unter einen Baum. Das Frühstück hatten sie auch ausgelassen.
Ich hatte eine Freundin, die zwei Türen weiter wohnte. Sie brachte immer viel zu essen mit, aß aber nur eine kleine Portion und warf den Rest weg. Ich sagte ihr: „Du bringst mehr Essen mit als du brauchst. Lass uns doch beide unser Essen mit den hungrigen Mitschülern teilen.“ Die Freundin war einverstanden. Nach zwei bis drei Tagen gesellten sich ein paar weitere Kinder zu uns und teilten ihr Essen. Nach ungefähr fünfzehn Tagen waren alle hungrigen Kinder eingeladen, mit den anderen zu essen. Letztendlich gab es in der Klasse niemanden mehr, der nicht zu Mittag aß. Mit Achtsamkeit können wir sicherlich Veränderungen herbeiführen.
In unserer Welt gibt es zwei Formen von Armut. Die erste ist Armut an Nahrung, Kleidung und Unterkunft.
Die zweite ist die Armut durch Mangel an Liebe und Mitgefühl. Haben wir Liebe und Mitgefühl, sind wir in der Lage, auch das Leiden der ersten Personengruppe zu lindern. Diese Eigenschaften sollten wir fördern.
Der enorme wissenschaftliche und technische Fortschritt, zusammen mit dem Internetmissbrauch und dem zunehmenden Drogenmissbrauch unter Schülern, tragen alle zu der schwierigen Lage bei, in der wir uns heute befinden.
Ein Beispiel dafür ist die Technologie. Sie hat das menschliche Leben wirklich revolutioniert, aber ihre negativen Auswirkungen sind alarmierend für die Zukunft der Menschen. Eine neue Generation wächst heran, ohne Gewissen und ohne moralische Werte – und was ist das Ergebnis? Die Gewalt nimmt zu, in all ihren Formen und Facetten.
Wir haben ständig Angst – ob wir die Straße entlang gehen, in einem Geschäft einkaufen, im Büro oder bei der Arbeit sind, wenn wir unser Kind stillen, selbst wenn wir ein Bad nehmen. Wir trauen uns nicht einmal, eine öffentliche Toilette zu benutzen oder eine Melodie zu summen.
Trotzdem sind wir stolz darauf, „modern und fortschrittlich“ zu sein. In der Vergangenheit war es einfach, zwischen Freunden und Feinden zu unterscheiden, doch heute ist es genau gegenteilig! Niemand weiß, wann sich ein Freund gegen uns wendet, oder wo, wann und wie ein Gegner uns möglicherweise angreifen wird.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an eine Geschichte. In einer kleinen Stadt lebte einmal ein berüchtigter Verbrecher. Kurz vor Sonnenuntergang tauchte er an der Hauptkreuzung auf. Er peinigte jeden Passanten. Er belästigte Frauen, verprügelte Männer und raubte ihr Hab und Gut. Aus Angst vor seinen Gewalttätigkeiten begannen die Menschen, nach Einbruch der Dunkelheit diese Gegend zu meiden. Stattdessen nutzten sie Seitenstraßen und andere Wege.
Plötzlich verbreitete sich die Nachricht, dass der Verbrecher erkrankt war und starb. Normalerweise bleiben nur die Frauen nach Einbruch der Dunkelheit im Haus, aber jetzt war kein einziger Mann mehr auf der Straße zu sehen! Kurz darauf kam ein Journalist und erkundigte sich nach dem Sachverhalt.
„Bis vor kurzem gab es hier einen Verbrecher“, erklärten die Ortsansässigen, „als er noch lebte, wussten wir jeden Abend, wo er sich aufhielt, an welcher Ecke der Kreuzung er war.
Wir brauchten nur diese Gegend zu meiden und schon waren wir außer Gefahr.
Doch jetzt ist es sein Geist, der uns quält. Ein Geist hat keine bestimmte Form. Keiner weiß, wann, wie, wo und in welcher Gestalt er uns angreifen wird. Außerdem ist er stärker als vorher, weil er jetzt eine subtile Form hat!“
Genauso haben unsere neuesten technischen Errungenschaften in der Regel auch eine negative Seite. Die einst offensichtlichen Probleme haben sich nun vom Groben ins Feine verlagert. Folglich sind sie stärker geworden.
Technologie ist sehr wichtig. Sie ermöglicht mehr Bequemlichkeit und macht das Leben komfortabler.
Gleichzeitig nimmt jedoch auch der Technologiemissbrauch zu und dieser bringt seine Gefahren mit sich. Aus diesem Grund ist eine umfassende Untersuchung der negativen Auswirkungen jeder neuen Erfindung oder Entdeckung unerlässlich.
Das „Neue“ darf niemals das „Alte“ mit Füßen treten. Das Sprichwort „Vorsorge ist besser als Pflege“ ist in dieser Hinsicht sehr zutreffend. Neue Entdeckungen können auch einzigartige, neuartige Risiken in sich bergen.
Ehe solche Entdeckungen der Gesellschaft dauerhaftes Leid zufügen, müssen wir dringend nach Lösungen suchen für deren potenzielle negative Auswirkungen und Bedrohungen, die sich manifestieren könnten.
Die Welt wird uns zahllose Erfahrungen bescheren – sowohl bittere als auch süße. Beides können wir als Möglichkeit zur Selbstreflexion betrachten.
Die Weltbevölkerung ist wie eine wunderschöne Girlande aus verschiedenen Blumen in allen erdenklichen Formen und Farben. Diese Vielfalt und Verschiedenheit trägt zur Schönheit und zum Duft der Girlande bei. Eine solche gesunde Diversität ist für das Gedeihen der menschlichen Kultur unerlässlich. Eine einzelne Nation, ethnische Gruppe oder Religion kann nicht isoliert überleben. Diese Welt gehört uns allen.
Natürlich hat unsere Regierung unter der Führung von Premierminister Narendra Modi großartige Fortschritte gemacht, die eine gewaltige Veränderung mit sich bringen.
Amma möchte einige Beispiele aus unseren verschiedenen Projekten aufzeigen, um das Bewusstsein zu schärfen. Vor etwa zehn Jahren hat der Ashram zahlreiche Dörfer in Indien adoptiert. Einige dieser Dörfer betrieben ausschließlich Getreideanbau. Sie ernährten sich nur von dem angebauten Weizen. Es stellte sich heraus, dass sie dadurch ein schwaches Immunsystem hatten. Dies führte zu verschiedenen Krankheiten. Ein Teil des Weizens hätte gegen Gemüse eingetauscht werden können, aber das taten sie nicht.
In anderen Dörfern waren sich die Menschen nicht der geänderten Umweltbedingungen und des Klimawandels bewusst. Sie betrieben weiterhin Ackerbau nach dem gleichen alten Verfahren. Durch die veränderten Regenfälle blieben ihre Ernten aus und sie erlitten Hungersnöte. Der Großteil von ihnen war nicht bereit, das Dorf zu verlassen, um außerhalb zu arbeiten. So blieben sie hungrig in ihren Häusern zurück, anstatt ihren Lebensunterhalt anderweitig zu verdienen.
Aufgrund der unvorhersehbaren Regenfälle und ihres schwindenden Einkommens sind die Dorfbewohner in anderen Dörfern zum Marihuanaanbau übergegangen. Anfangs wollten sie nichts sagen, aber später erklärten sie, dass sie mit dem Anbau begonnen hätten, da sie so viel mehr Geld verdienen konnten (500.000 Rupien in drei Monaten). Daran sehen wir, wie sie sich falsch entscheiden und folglich das Leben vieler Menschen zerstören.
Die Regierung hat spezielle Fördermaßnahmen für die Regenwassernutzung eingeführt. Doch leider wussten viele Dörfer nicht, wie sie diese Förderprogramme in Anspruch nehmen konnten und so verpassten sie diese Gelegenheit. In einem der adoptierten Dörfer führten wir Regenwasser-Nutzungssysteme ein. Dies führte zu einer Steigerung der Ernteerträge und des Einkommens und so konnten sich die Dorfbewohner von illegalen Verhaltensweisen abwenden.
In einigen Dörfern stellten wir fest, dass die Menschen wegen Trinkwassermangels verunreinigtes Wasser tranken. Sie infizierten sich mit Krankheiten wie zum Beispiel Cholera. Zur Lösung dieses Problems hat die Universität einen Filter namens „Jivamritam“ [Nektar des Lebens] entwickelt.
Zunächst wurden diese Filter in der Nähe vom Amritapuri-Ashram installiert und getestet. So stellten wir fest, dass übertragbare Krankheiten wie Chikungunya zurückgingen. Daraufhin ließ Amma diese Filter in den von uns adoptierten Dörfern installieren, was in dieser Region zu einem deutlichen Rückgang dieser Krankheiten führte.
In anderen Orten stellten wir fest, dass die Frauen jeden Morgen lange Wege zurücklegen mussten, um Wasser für den Haushaltsgebrauch zu holen. Dadurch mussten sie ihre ganze Zeit damit verbringen, Wasser zu holen und ihre Hausarbeit zu erledigen. An solchen Orten gruben wir Brunnen, um Wasser zu ihren Häusern zu bringen. Allerdings stellten wir später fest, dass die Bewohner, die in der Nähe der Brunnen lebten und ständig Wasser hatten, das Wasser nun sinnlos verschwendeten.
Amma weiß, dass es inzwischen verschiedene Projekte von Seiten des Premierministers gibt, um alle Haushalte mit Wasser zu versorgen. Jedoch können Dorfbewohner, die in der Nähe der Brunnen leben, das Wasser immer noch sinnlos verschwenden. Dafür wurde an der Universität eine App entwickelt, die den Wasserverbrauch überwacht. So kann die Wasserverschwendung leicht erkannt und behoben werden.
In einigen Dörfern sind die Viehzucht und die Milchwirtschaft die Haupteinnahmequelle. Oft wurde die produzierte Milch zum halben Preis verkauft. Die armen Bauern arbeiten unermüdlich für ein karges Einkommen, welches kaum ausreicht, um über die Runden zu kommen. Deshalb haben wir eingegriffen und eine Genossenschaft gegründet, um den Mitgliedern einen gesicherten Markt für ihre Milch zu eröffnen. Seitdem erzielen sie ein gutes Einkommen.
In einigen Dorfschulen werden auch heute noch mehrere Klassenstufen – zum Beispiel die Klassen 4, 5, 6 und 7 – gemeinsam in einem Raum unterrichtet. Die Schüler sitzen mit Blick in vier verschiedene Richtungen, aber es gibt nur einen Lehrer. Ein und derselbe Lehrer unterrichtete abwechselnd alle 4 Schulklassen, indem er seine Runden drehte!
Beim Übergang von der Mittelschule zur weiterführenden Schule waren diese Kinder mit den schulischen Herausforderungen, wie zum Beispiel der englischen Sprache, überfordert. In solchen Situationen wurden die Kinder depressiv und verließen schließlich die Schule. Um dem entgegenzuwirken, hat unsere Universität damit begonnen, personalisierte Online-Nachhilfe anzubieten. Wir sehen erste Verbesserungen in der schulischen Leistung der Kinder.
BEine der Schwierigkeiten, auf die wir stießen, war, dass zwar Handys von der Regierung zur Verfügung gestellt wurden, eine stabile Internetverbindung in diesen Regionen aber fehlte. Deshalb war es unmöglich, online zu unterrichten. In diesen Regionen müssen wir einen Standort innerhalb des Dorfes finden, an dem Internet verfügbar ist, und einen Fernseher aufstellen, auf dem die Kinder den Unterricht verfolgen können. Andere Organisationen und Behörden können diese Methode übernehmen und Online-Kurse für Kinder anbieten.
BDie Regierung hat während der COVID-Pandemie sichergestellt, dass alle Schulen Online-Unterricht anbieten. Doch viele Kinder in den Dörfern konnten diesen Dienst nicht nutzen, weil sie keinen Internetanschluss hatten.
BVor 33 Jahren bauten wir kleine Hütten in einem Waldgebiet (im Stammesgebiet von Attapadi in Kerala), um Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Dies geschah, bevor wir in dieser Region das Waisenhaus eröffneten. Wir brachten Kinder aus den Waldgebieten dorthin und gaben ihnen eine fundierte Ausbildung. Heute haben viele dieser Kinder einen Hochschulabschluss und einige sind inzwischen Ingenieure. Derzeit betreiben wir ein Waisenhaus für vierhundert Kinder.
BIn vielen Dörfern wurden Schulen eingerichtet. Doch die Kinder müssen oft viele Kilometer laufen, insbesondere in den Bergregionen, um den Schulbus zu erreichen. Wenn in einer Familie drei Kinder zur Schule gehen, müssen sie im Durchschnitt dreitausend Rupien pro Monat für den Bus bezahlen. Durch diese Kosten ist die Zahl der Schulabbrecher angestiegen.
BDie Stromversorgung wird zwar von der Regierung bereitgestellt, aber an bestimmten Orten ist die Spannung zu niedrig, weshalb die Schüler den Online-Unterricht nicht sinnvoll nutzen können. Die Installation von Transformatoren erwies sich als zu kostspielig. Um dem entgegenzuwirken, haben wir Sonnenkollektoren installiert, um den Schülern eine störungsfreie Stromversorgung zu ermöglichen, so dass sie das Online-Angebot nutzen können. In einigen anderen Gebieten haben wir Kleinst-Wasserkraftwerke entwickelt, indem wir die vorhandenen Wasserfälle als erneuerbare Energiequelle nutzten und den erzeugten Strom für das Dorf verwendeten.
Eine der Gesundheitsmaßnahmen der Regierung beinhaltet, schwangere Frauen mit Vitaminen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln zu versorgen. Dies reicht jedoch nicht aus, um eine gute Gesundheit des Embryos zu gewährleisten. Wenn beispielsweise ein Mangobaum, der bereits blüht, gedüngt wird, wachsen daraus keine größeren Früchte. Die Früchte können dennoch verwelken und abfallen, in ihrem Wachstum gehemmt oder von Würmern befallen werden.
Bereits in der Kindheit sollten Frauen nahrhafte Lebensmittel erhalten, die ihr Immunsystem stärken. In den Dörfern sollten die Frauen dafür sensibilisiert werden, ayurvedische Pflanzen anzubauen und zu lernen, wie man mit diesen Blättern unterschiedliche Mahlzeiten zubereitet. Dies wird ihr Immunsystem stärken. Vor fünfundsechzig Jahren bereitete meine Mutter einmal in der Woche Gerichte aus ayurvedischen Pflanzen für unsere Mahlzeiten zu.
Ärzte und Lehrer, die bereit sind, in abgelegenen Gebieten zu arbeiten, sind nur schwer zu finden. Vor dreiunddreißig Jahren gründeten wir ein indigenes Krankenhaus in Kalpetta (Wayanad, Kerala). Irgendwie kamen zwei Ärzte, die dort arbeiten wollten, wie Engel vom Himmel. Sie kamen mit einer tiefen Nächstenliebe an und wollten dienen. Jedoch kamen keine Patienten ins Krankenhaus.
Diese Ärzte mussten in die Siedlungen fahren, mit einem Lebensmittelpaket und anderen Hilfsmitteln im Gepäck und ihre Dienstleistungen anbieten. Sie untersuchten und behandelten die Patienten von Tür zu Tür. So entwickelten sie eine gute Beziehung zu den Menschen. Und heute besuchen durchschnittlich dreihundert Patienten täglich das Krankenhaus.
An unseren Dorfversammlungen nahmen sowohl Männer als auch Frauen teil, allerdings ergriffen nur die Männer das Wort, obwohl in diesem Panchayat eine Frau die Vorsitzende ist. Die Frauen blieben stumm. Als wir merkten, dass wir die Meinung der Frauen in solchen Veranstaltungen nicht hören würden, organisierten wir getrennte Treffen mit den Frauen. Die Frauen begannen sich lebhaft zu äußern, was uns überraschte.
Das erste, was wir tun sollten, wenn wir in ein neues Dorf gehen, ist, die kulturellen Bräuche und Gepflogenheiten, die sie befolgen, zu verstehen. Vor zehn Jahren haben wir über 108 Dörfer adoptiert. Mittlerweile arbeiten wir in über 500 Dörfern. Um die sozialen Systeme und Sichtweisen zu verstehen, haben wir mindestens zwei Personen aus jedem Dorf eingestellt.
Besondere Sorge bereiten auch die psychischen Probleme der Kinder, die infolge der COVID-Pandemie auftauchen. Die Kinder wirken ganz anders als früher. Etwa vierzig Prozent der Kinder haben ein völlig anderes äußeres Erscheinungsbild. Auch ihr Verhalten hat sich verändert, ebenso wie ihre psychische Gesundheit.
Vor fünfzehn Jahren ermutigte Amma Devotees, die Ärzte sind, in bestimmten Ländern Kinder in ihren städtischen Schulen zu unterstützen. Diese Anregung entsprang aus der Erfahrung, dass wir den Unterschied zwischen den Kindern gesehen hatten. Wenn wir das Problem im Anfangsstadium erkannten und rechtzeitig Beratung anboten, so konnte dies verhindern, dass es sich zu einem psychologischen Problem ausweitete.
Folgendes könnte man tun: Psychologen und Psychiater, die von Herzen gerne ihre Dienste anbieten möchten, können mit Schulen und Ausbildungsstätten kooperieren und den betroffenen Schülern zwei oder drei Stunden pro Woche kostenlose Beratung anbieten.
An Orten, an denen keine Ärzte verfügbar sind, habe ich den Eindruck, dass wir mobile medizinische Dienste anbieten und in abgelegenen Gebieten regelmäßig stattfindende medizinische Camps durchführen könnten. Telemedizinische Dienste können für die Ferndiagnose und -behandlung von Patienten mit Hilfe der Telekommunikationstechnologie genutzt werden.
Früher wurde Kuhdung für eine schnellere Heilung auf Wunden aufgetragen. Doch tun wir dies heute, infiziert sich die Wunde. Alles, was früher als Medizin galt, ist heute giftig. Früher wurde das Vieh mit Sesam, gemahlenen Nüssen, Kokosnusskuchen und pestizidfreiem Heu gefüttert. Folglich war alles, was von der Kuh kam – Milch, Urin und Mist – heilsam.
Der Einsatz von Pestiziden hat sich verfünffacht. Da das gesamte Viehfutter mit Pestiziden gespritzt wird, ist alles, was früher als Heilmittel galt, heutzutage giftig. Das zeigt, wie sehr die Welt belastet ist. Es ist wichtig, das Bewusstsein der Menschen dafür zu entwickeln. Für einen Diabetiker reicht es nicht aus, nur die Medikamente einzunehmen – er muss sich auch richtig ernähren.
Der ehrenwerte Premierminister Narendra Modi hat zahlreiche wichtige Programme initiiert. Doch wie Blutegel, die sich auf der Haut festsetzen, ziehen es viele Dorfbewohner vor, zu Hause zu bleiben ohne zum Lebensmittelladen zu gehen und die ihnen zustehenden Leistungen zu beanspruchen. Es ist wichtig, dass sie sich ihrer Möglichkeiten bewusst werden, und dass sie die ihnen zustehenden Zuwendungen auch in Anspruch nehmen.
Gute Führungskräfte mit einer ganzheitlichen Vision sind dafür dringend erforderlich. Wir brauchen nicht jene, welche die Sprache des Krieges sprechen, sondern jene, die eine Botschaft des Friedens verbreiten. Die Welt braucht heute nicht Trennung und Spaltung, sondern Gemeinsamkeit und Einigung.
Der Geist ist wie eine Schere und das Herz ist wie eine Nadel. Um ein tragbares Kleidungsstück herzustellen, müssen wir mit der Schere zunächst schneiden und teilen, um dann mit der Nadel zu nähen und zu verbinden. Der Geist und das Herz sollten an ihrem jeweiligen Platz zum Einsatz kommen.
Das Herz ist wie ein Fallschirm. Öffnet es sich nicht, sind wir in Gefahr. Möge jeder von uns ein weites Herz haben, das die Menschen zusammenbringt und alle Unterschiede beseitigt.
Indien, Bharat, ist das Land der Spiritualität. Die Schwingungen der spirituellen Enthaltsamkeit und der Opferbereitschaft unserer alten Rishis durchdringen die Atmosphäre bis zum heutigen Tag. Die Rishis erkannten, dass „Atma“, das Bewusstsein, das in jedem einzelnen empfindungsfähigen und nicht empfindungsfähigen Objekt der Schöpfung innewohnt, das Gleiche ist, und ich bin dieses höchste Bewusstsein“.
In diesem Bewusstsein beteten sie:
sarve bhavantu sukhinah
sarve santu niraamaya
arve bhadraani pashyantu
maa kaschit dukhabhaag bhavet
Mögen alle Wesen glücklich und ohne Leid sein. Mögen alle nur das Gute sehen, das in allem enthalten ist.
Obwohl wir eilig danach streben, uns mit Wissenschaft, Technologie und Internet zu vernetzen, gibt es so viele Bereiche, von denen wir uns völlig abgewandt haben. Von unserem wahren Selbst, dem Atma, haben wir uns entfernt.
Wir haben uns von unserer Umwelt und von der Natur entfremdet. Das führt dazu, dass wir uns von der Liebe und dem Leben abwenden und uns von Gott entfernen. Vor allem aber haben wir uns von den spirituellen Werten gelöst, die alle Trennungen in unserem Leben heilen könnten.
Es gibt Bildung, um den Lebensunterhalt zu verdienen, und Bildung für das Leben. In den alten Gurukulas wurde beides zusammen gelehrt. Wenn wir an der Universität studieren und einen Job anstreben, ist das Bildung für den Lebensunterhalt. Bildung für das Leben erfordert ein Verständnis der wesentlichen spirituellen Prinzipien. Bildung für das Leben bewirkt die Klimatisierung des Geistes, während erstere eine äußere Klimatisierung bewirkt.
Nur mit beiden können wir Veränderungen in der Welt initiieren. Die Menschheit hat gelernt, wie ein Vogel zu fliegen und wie ein Fisch zu schwimmen, aber sie hat vergessen, wie ein Mensch zu leben und zu handeln. Schöpfer und Schöpfung sind nicht zwei, sondern eins. Die Sonne braucht keine Kerze, um ihren Weg zu erleuchten. Genauso ist Gold in Goldschmuck enthalten, wie auch Schmuck in Gold vorhanden ist.
Sieh Gott in allen und liebe und diene ihnen als wären sie Gott. Selbst wenn wir vorsichtig fahren, kann eine andere Person unvorsichtig sein und uns anfahren. Deshalb ist die göttliche Gnade für jede Situation notwendig. Um diese Gnade zu empfangen, sind von unserer Seite aus positive Handlungen erforderlich.
Dem Universum liegt ein Rhythmus zugrunde; durch den das Universum und jedes Lebewesen in ihm auf ewig miteinander verbunden sind. Der Kosmos ist wie ein riesiges, zusammenhängendes Netzwerk. Stellen wir uns ein Netz vor, das von vier Menschen gespannt wird, indem jeder an einer Ecke festhält. Wird es an einer Ecke leicht gerüttelt, ist die Vibration im ganzen Netz zu spüren.
Ob wir uns also dessen bewusst sind oder nicht: alle unsere Handlungen wirken sich auf die gesamte Schöpfung aus – ob sie nun von einem Einzelnen oder einer Gruppe ausgeführt werden. Lasst uns daher nicht denken: „Ich werde mich ändern, sobald die anderen das tun.“ Vielmehr können wir uns ändern, selbst wenn andere sich nicht ändern, und unsere Veränderung kann auch in anderen Veränderungen bewirken.
„Die Welt ist eine Familie“ ist seit Urzeiten das Mantra Indiens. Das ist auch heute noch so und wird auch in Zukunft so bleiben.
Die Präsidentschaft der G20-Staaten ist eine einzigartige Gelegenheit, der Welt diese Wahrheit zu vermitteln. Möge diese Initiative des ehrenwerten Premierministers Sri Narendra Modi und der Regierung unter seiner Führung einen Perspektivwechsel in der Welt herbeiführen.
Mögen zahllose Lichter an dieser Flamme entfacht und in die Welt getragen werden. Möge der Klang der Muschel weltweit dieses großen Yajna [heiliges Ritual] begleiten. Möge er die verschlossenen Türen der menschlichen Herzen aufschließen! Möge er überall Licht aufleuchten! Möget ihr das Licht werden!
Damit unsere Handlungen das gewünschte Ergebnis bringen, sind drei Faktoren erforderlich:
- Handeln zur rechten Zeit,
- eigene Bemühungen,
- göttliche Gnade.
Zuweilen möchten wir eine lange Reise antreten. Also verlassen wir das Haus früh morgens. Doch selbst wenn wir früh aufbrechen, kann es sein, dass unser Auto eine Panne hat und wir den Flughafen nicht rechtzeitig erreichen. Oder wir erfahren am Flughafen, dass ein mechanisches Problem vorliegt oder dass das Wetter nicht mitspielt.
Wir brauchen die göttliche Gnade, um all unsere Handlungen zu vollenden, und gute Handlungen ziehen die göttliche Gnade an. Lasst uns unser Bestes tun und für göttliche Gnade beten.
Namah Shivaya