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|| aum amritesvaryai namah ||
Auch dies wird vorübergehen…
Von Swami Shubamritananda Puri
Meine tiefste Verneigung zu den Füßen meines Meisters, unserer geliebten Amma, und meine herzlichen Grüße an euch alle, die ihr am heutigen Webcast teilnehmt. Ich hoffe, ihr alle seid gesund und guter Dinge inmitten dieser großen Herausforderung, der die Welt in Form der Coronavirus-Epidemie gegenübersteht. Amma denkt stets an euch alle und verfolgt die Lage in den verschiedenen Ländern. Sie ist im Gebet gewiss bei jedem von euch.
Wie viele von euch wissen, hat Amma uns 2018 vor dem Jahr 2020 gewarnt. Sie hat damals von einer kriegsähnlichen Situation in der Welt gesprochen, die viele Bereiche des menschlichen Lebens beeinträchtigen würde. Die verschiedenen Regierungsvertreter, die sich zur derzeitigen Situation äußern, bezeichnen diese als einen ‚Krieg gegen einen unsichtbaren Feind‘. Amma rät uns allen, gemeinsam unser Bestes zu tun, in Bezug auf Isolation, Tests usw., um mit dieser Pandemie richtig umzugehen und in unserem Geist optimistisch und mutig zu sein, zu beten und nicht zuzulassen, dass Angst über unsere Gefühle herrscht. Lasst uns fest in der Überzeugung bleiben, dass auch dies vorübergehen wird.
Noch vor einem Monat, als wir von unserer eigenen Welt absorbiert waren, hat niemand daran gedacht, dass wir uns jetzt in einer solchen Lage wiederfinden würden, in der wir zu Hause bleiben müssen. Sogar auf dem Bett zu liegen und Fernsehen zu schauen, gilt jetzt als Beitrag zur Rettung der Welt. Dieselben Leute, die uns vielleicht getadelt haben, wenn wir zu spät ins Büro gekommen sind, bitten uns heute, zu Hause zu bleiben.
Amma sagt, dass uns das Leben viele überraschende Prüfungen schenkt und dies ist gewiss eine Prüfung, der die ganze Welt gegenübersteht.
„Das Leben ist ein einzigartiger Lehrer. Es schickt uns die Prüfungen immer zuerst und die zugehörigen Lektionen später.“ – Amma
Das ist genau anders herum als in der Schule und an den Universitäten, wo wir zuerst unsere Lektionen lernen und uns danach den Prüfungen unterziehen. Welche Lektionen lehrt die Pandemie uns? Ich teile euch einfach einige meiner Gedanken dazu mit. Nach jeder Lektion mache ich auch Vorschläge, wie wir sie in diesen Zeiten praktisch umsetzen können.
1. Niemals Dinge für selbstverständlich halten
Sei dankbar für das, was du hast, bevor es zu etwas wird, ‚was du mal hattest‘. Wenn uns heute geraten wird, uns in Isolation zu begeben, wird sogar ein Spaziergang zu einem Luxus. Haben wir je eine der Gelegenheiten wahrgenommen, die wir zuvor hatten, einen Spaziergang in der Natur als ein Geschenk zu sehen oder haben wir uns je bei Gott dafür bedankt, dass wir solche Spaziergänge machen konnten? Wahrscheinlich haben wir das nur selten getan. Normalerweise nehmen wir so viele Dinge für selbstverständlich, besonders bezüglich unserer Gesundheit, der Umwelt oder den Menschen in unserem Leben. Erst wenn sich diese Dinge ändern, erkennen wir, wie wichtig sie uns sind. Wir erkennen zum Beispiel nie die Wichtigkeit unserer Zähne, wenn sie da sind. Wenn aber auch nur ein Zahn herausfällt, geht unsere Zunge immer wieder zu der bleibenden Zahnlücke.
Ich erzähle mal einen Witz, um die Lage ein wenig aufzuheitern:
Drei alte Männer sitzen in einem Restaurant und reden über verschiedene Dinge. Ein Mann sagt: „Wisst ihr, ich werde so vergesslich. Heute Morgen stand ich oben auf der Treppe und konnte mich nicht mehr erinnern, ob ich gerade hochgegangen war oder gerade hinuntergehen wollte.“
Der zweite Mann sagt: „Du glaubst, das ist schlimm? Neulich saß ich auf der Kante meines Bettes und konnte mich nicht mehr erinnern, ob ich zu Bett gehen wollte oder gerade aufgewacht war.“
Der dritte Mann lächelt selbstgefällig: „Nun, mein Gedächtnis ist immer noch so gut wie immer – dreimal auf Holz geklopft.“ Er kloppt auf den Tisch. Und schon fragt er mit einem erschrockenen Blick im Gesicht: „Wer ist da? Herein!“
Manchmal erkennen wir den Wert eines Augenblicks erst, wenn er zu einer Erinnerung geworden ist. Lasst uns bewusst in der Gegenwart leben. Wenn wir uns die Zeit nehmen, wirklich zu bemerken, was im jetzigen Moment vor sich geht, und darauf achten, nicht an die Vergangenheit und/oder die Zukunft zu denken, dann erkennen und schätzen wir die großen und kleinen Dinge, die uns gerade umgeben. Im hohen Tempo unseres Lebens vergessen wir, die Schönheit jedes einzelnen Augenblicks, der vergeht, zu genießen. Wir versäumen es, unseren Liebsten unsere Liebe zu zeigen, ihnen unsere Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Aber später, wenn uns klar wird, wie viel wir durch unser eigenes Verhalten versäumt haben, belastet das Gewicht dieser Erkenntnis unseren Geist.
Wir hören die bewegenden Nachrufe von Menschen für ihre Liebsten, wenn sie tot sind. Hätten sie aber der betreffenden Person dieselben Worte noch zu Lebzeiten gesagt, es hätte sie sehr glücklich gemacht. Lasst uns also lernen, jeden Augenblick, den wir haben richtig zu nutzen und ihn mit Liebe und Dankbarkeit zu leben.
Praktische Tipps
Lasst uns unser Sadhana oder unsere Übungen nicht in die Zukunft schieben. Viele Menschen halten spirituelle Übungen für eine Freizeitgestaltung für Rentner. Das ist wirklich unklug. Unser Leben ist so zerbrechlich. Lasst uns jeden Augenblick richtig nutzen. Lasst uns auch über unser Leben nachdenken und uns an die Segnungen erinnern, mit denen wir überschüttet wurden, und mehr Dankbarkeit entwickeln. Lasst uns diese Zeit nutzen, um unsere Lieben besser zu verstehen und die Herzensbande zu stärken. Lasst uns das Gewahrsein des gegenwärtigen Augenblicks in all unsere Handlungen einfließen lassen und jeden Augenblick so gut wir können vollbewusst leben.
Denkt an die Dinge, die wir während der Isolation weiter tun dürfen:
- Wir dürfen Musik hören
- Wir dürfen wertvolle Zeit mit unserer Familie verbringen
- Wir dürfen Bücher lesen
- Wir dürfen laut singen
- Wir dürfen lachen
- Wir dürfen unsere Hoffnung teilen
- Wir dürfen umarmen, was wir haben
2. Das Ewige suchen
Die Krise, der wir heute gegenüberstehen, hebt auch die wichtige Wahrheit hervor, dass Unbeständigkeit die Natur von allem in der Welt ist. Das einzige, was uns in der Welt garantiert wird, ist, dass es für nichts eine Garantie gibt. Mit dieser Krise sind binnen weniger Wochen so viele Änderungen in das Leben der Menschen gekommen. Die Aktienmärkte sind eingestürzt, sehr viele Arbeitsbereiche sind beeinträchtigt, Reisepläne wurden verändert, die Tagesabläufe zahlreicher Menschen haben sich geändert. Unbeständigkeit war stets die Natur der Welt, aber solche Situationen machen diese Wahrheit sichtbarer. Wir wissen sowieso nie, was im nächsten Augenblick passieren wird.
Es ist nicht möglich, uns in einer sich wandelnden Welt sicher zu fühlen, wenn wir das Unwandelbare nicht entdeckt haben. Amma sagt, das sei wie der Versuch, auf einer Bühne zu tanzen, die die ganze Zeit wackelt. Wenn wir das verstehen, wissen wir, dass wir den Fokus und die Intensität entwickeln müssen, nach dem Ewigen, Unwandelbaren zu streben. Wenn wir unseren Fokus auf Gott als unserem wahren Selbst in uns halten können, dann sind wir in der Lage, alle diese Änderungen zu beobachten, ohne dass unser Geist davon wirklich beeinträchtigt wird. Wir erreichen dies entweder durch das Entwickeln der Beobachterhaltung oder die Haltung der Hingabe an das Göttliche.
Es gibt ein schönes Beispiel in der Mundaka Upanishad: Auf einem Baum leben zwei Vögel. Der Vogel auf dem unteren Ast ist mit dem Verspeisen von Früchten und der Kommunikation mit anderen Vögeln beschäftigt, während der Vogel auf dem oberen Ast ihn nur beobachtet, ohne sich selbst zu bewegen. Der schwelgende Vogel auf dem unteren Ast steht für unseren Geisteszustand, wenn wir ganz in den weltlichen Dingen aufgehen und von allem beeinflusst werden, das um uns herum passiert. Wir müssen auch die Haltung des beobachtenden Vogels entwickeln – der vollkommen still in Frieden und Glückseligkeit verharrt, ohne jede Spur von Unglück in seinem Geist. Sobald wir zu einem Beobachter des Lebens und unseres eigenen Geistes werden, haben wir beständigen Frieden in uns, ungeachtet der Situationen um uns herum. Solche Menschen können anderen wirklich helfen, da ihre Handlungen aus diesem friedvollen Zentrum kommen. Das ist, was wir in Amma sehen. Sie ist bei uns in unserem Leid und ist dennoch in der Lage, uns Ratschläge für unseren Weg zu geben, wie wir das Richtige tun. Denn sie ist in der Lage, die Dinge klar aus einer inneren Distanz heraus zu sehen, ohne innerlich von ihnen beeinflusst zu sein.
Amma erinnert uns auch daran, dass derselbe Zustand innerer Heiterkeit entwickelt werden kann, indem wir die Haltung der Hingabe an das Göttliche entwickeln. Wenn wir uns als ein Werkzeug in den Händen Gottes sehen, dann entwickeln wir niemals eine Verhaftung an irgendetwas in der Welt. Wir sind ausschließlich an Gott gebunden. Als Amma nach dem verheerenden Erdbeben, von dem Gujarat 2001 getroffen wurde, Bhuj, eine Provinz in Gujarat, besuchte, besichtigte sie viele Häuser der Menschen, die von der Katastrophe getroffen worden waren. Vor einem der Häuser saß ein alter Mann, der einige Familienmitglieder verloren hatte. Sein Haus war dem Erdboden gleichgemacht worden und seine Geschäfte hatte er auch verloren. Amma fragte ihn: „Mein Sohn, wie kommst du mit dieser Situation klar?“ Seine Antwort war wunderschön. Er sagte in ruhigem Ton: „Amma, alles, was ich verloren habe, gehörte in erster Linie Gott. Er hat jetzt beschlossen, all das zurückzunehmen. Es ist sein volles Recht, das zu tun.“ Dieser Mann war so ruhig, obwohl er eigentlich alles verloren hatte. Amma sagte uns, dass er seinen wahren Reichtum, seine innere Stärke, die er durch seine Beziehung zu Gott entwickelt hatte, jedoch nicht verloren hat.
Praktische Tipps
Wir alle beschweren uns bei Amma, dass wir keine Zeit für spirituelle Übungen finden. Das geht jetzt nicht mehr. Versucht, eine spirituelle Disziplin zu entwickeln und aufrechtzuerhalten. Dazu können Singen, Meditation, Yoga, das Lesen spiritueller Bücher, Nachdenken über unseren inneren Weg zu Gott, Stillegelübde usw. gehören. All dies wird uns helfen, innerlich stärker zu werden und der Situation gegenüberzutreten, ohne unseren inneren Frieden zu verlieren.
3. Wir sind alle miteinander verbunden und keine isolierten Inseln.
Als die Pandemie in China begann, dachten viele, das sei nicht ihr Problem. Aber jetzt ist es das Problem der ganzen Welt geworden. Nicht jeder von uns wird mit dem Virus infiziert werden, aber wir sind alle davon betroffen. Ein Virus schert sich nicht um irgendwelche Grenzen von Ländern, Sprachen, Hautfarben, Nationalitäten usw. Wir haben solche Erfahrungen auch zuvor schon gemacht. 2011 kamen die Flugreisen weltweit wegen eines Vulkanausbruchs in Island zum Stillstand. Amma gibt uns stets das Beispiel einer Person, die im 10. Stock eines brennenden Gebäudes wohnt und hört, wie ein Bewohner aus dem Erdgeschoss um Hilfe ruft. Wenn er sagt: „Das Feuer ist ja nur im Erdgeschoss. Das ist dein Problem. Warum sollte ich mich darum kümmern?“, dann ist das wirklich dumm. Denn das Feuer im Erdgeschoss kann sich schnell nach oben hin ausbreiten. Genauso wird das heutige Problem von jemand anderem morgen auch unser problem sein. Lasst uns also versuchen, die Probleme anderer Menschen nicht einfach zu ignorieren und aktiv und mitfühlend unsere Hilfe anzubieten. In Sanskrit ist das Wort für Mitgefühl ‘Karuna,’ was sehr ähnlich wie ‘Corona’ klingt. Lasst uns das ‘Corona’ vertreiben und ‚Karuna‚ verbreiten.
Praktische Tipps
Die Menschen sind wegen der aktuellen Situation verängstigt und verspannt. Ältere Menschen und jene mit Vorerkrankungen fühlen sich besonders gefährdet. Wir müssen für sie da sein. Wenn ihr Nahestehende, Familienmitglieder Freunde habt, die sich in dieser Situation isoliert und ängstlich fühlen, nehmt den Kontakt auf, ruft sie häufiger an oder macht ein Video-Gespräch. Wir können dies auch zu einer Gelegenheit machen, uns in Vergebung zu üben. Vielleicht gibt es Freunde oder Familienmitglieder, mit denen wir uns nicht gut verstehen und mit denen wir von langer Zeit den Kontakt abgebrochen haben. Jetzt ist eine gute Zeit, sie anzurufen oder ihnen zu schreiben und sie zu fragen, wie es ihnen geht. Es könnte ihnen viel bedeuten und auch die beschädigten Brücken reparieren. Dies wird auch die Leinwand unseres Geistes von Reue und Groll reinigen.
Liebe Schwestern und Brüder, bei den aktuellen Herausforderungen ist Amma bei uns und hält unsere Hand, während wir uns vorwärts bewegen. Lasst uns die Flamme unseres Glaubens entfachen und Ängsten und Befürchtungen nicht gestatten, über uns zu herrschen. Ansonsten hätten wir es mit drei Pandemien zu tun. Lassen wir nicht zu, dass Ängste und Befürchtungen sich zu weiteren Pandemien entwickeln.
Eine aufrichtige Bitte habe ich an euch: Lasst uns nicht alle Nachrichten glauben, die über WhatsApp oder Facebook zu uns kommen. Lasst uns unsere Informationen aus den authentischen Quellen beziehen. Wir sollten auch nicht die ganze Zeit Nachrichten hören. Zu viele Nachrichten füttern nur die Emotionen der Angst und Furcht. Es gibt so schöne Handlungen der Liebe und Fürsorge von Menschen und Organisationen, um Hoffnung und Freude zu verbreiten. Lasst uns solche Nachrichten und Videos so gut wir können weiterleiten.
Furcht erzeugt sogar physiologisch Stress. Stress führt zu Entzündungen. Entzündungen gefährden unser Immunsystem und machen uns anfälliger. In Zeiten, in denen wir versuchen, unser Immunsystem zu stärken, können wir dies unterstützen, indem wir Liebe und Hoffnung genügend Platz in unserem Inneren geben. Isolation ist ein Wort, das wir häufig hören. Lasst uns auch das Virus der Furcht isolieren. Lasst uns in der Lösung verweilen, nicht im Problem.
Die Welt hat in der Vergangenheit schon vielen solcher Herausforderungen gegenübergestanden. Es gab Hungersnöte, Krankheiten wie Cholera, Pocken und die Spanische Grippe. In neuerer Zeit hatten wir SARS, die Schweinegrippe, H1N1, usw. Aber schließlich werden die Menschen sie bewältigen. Alle derartigen Situationen bringen die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes zum Vorschein, die sicher die Oberhand behalten wird. Ich bin mir sicher, dass auch diese Situation mit Ammas Gnade vorüber gehen wird. Obwohl wir in diesen Zeiten nicht reisen können, lasst uns die innere Reise wohlbedacht und freudvoll antreten.
Ich mag die folgenden Zeilen von Albert Camus:
Inmitten der Angst fand ich, dass in mir eine unbezwingbare Liebe war.
Inmitten der Tränen fand ich, das in mir ein unbesiegbares Lächeln war.
Inmitten des Chaos fand ich, dass in mir eine unbezwingbare Ruhe war.
Inmitten des Winters fand ich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer war.
Egal wie hart die Welt mich herumstößt, in mir ist etwas Stärkeres – etwas Besseres, das die Oberhand behält.
Bleibt gesund und sicher. Möge Ammas Gnade uns alle beschützen.