(Am 2. Juli 2016 hat der New Indian Express einen Beitrag von Amma veröffentlicht, den wir hier in deutscher Fassung anbieten.)
Kinder, unsere Beziehungen brauchen als Fundament die Entwicklung gegenseitigen Vertrauens. Die Beziehung zwischen Eheleuten, zwischen zwei Freunden und zwischen Geschäftspartnern sind alle nur nachhaltig, wenn es gegenseitiges Vertrauen gibt. Tatsächlich ist es das Bewusstsein unserer eigenen Schwächen, das uns misstrauisch macht und Fehler in anderen finden lässt. Dies führt zu unserer Unfähigkeit, uns an ihrer Liebe zu erfreuen. Am Ende verlieren wir auch unser Glück und unseren Geistesfrieden.
Wenn zwei Menschen zusammenziehen, sind Konflikte nur natürlich. Das sehen wir in allen Beziehungen. In dieser Situation liegt es in der menschlichen Natur, der anderen Person die Schuld für alle unsere Probleme zu geben. Normalerweise weigern wir uns, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen. Diese Haltung ist ungesund, besonders für einen spirituellen Sucher. Der bloße Gedanke, „ich bin keine egoistische Person, also ist es nicht mein Fehler“, ist an sich bereits Ego.
Das Ego ist sehr sensibel. Es hasst nichts mehr als Kritik. Wenn unser Ego auch noch widerspenstig wird, vergrößert es unsere Last, indem es Paranoia und Angst produziert. Das zerstört unseren Geistesfrieden und beeinträchtigt unsere Fähigkeit, rational zu denken.
Es spielten einmal zwei Kinder miteinander. Der Junge hatte etwas Taschengeld. Das Mädchen hatte etwas Schokolade. Der Junge sagte: „Wenn Du mir Schokolade gibst, gebe ich Dir Geld.“ Das Mädchen war einverstanden. Sie gab ihm etwas Schokolade. Als er die Schokolade bekommen hatte, sondierte der Junge die wertvollsten Münzen für sich aus und gab ihr die weniger wertvollen. Das Mädchen erkannte dieses Vorgehen nicht, legte sich hin und schlief friedlich. Der Junge dachte noch nach: „Ich wette, sie hatte auch richtig teure Schokolade. Anstatt mir von dieser abzugeben, hat sie mir wahrscheinlich von der billigeren gegeben. Genauso wie ich die wertvollsten Münzen bei Seite getan habe, hat sie die teuerste Schokolade bestimmt für sich behalten.“ Bei all diesen Verdächtigungen konnte er nicht einschlafen.
Manche Männer erzählen Amma: „Ich glaube, meine Frau hat eine Affäre.“ Einige Frauen erzählen Amma: „Ich beobachte ständig, wie mein Mann mit sehr sanfter Stimme mit jemandem am Telefon redet. Dann kann ich nachts nicht schlafen.“
Zwei Menschen heiraten aus Sehnsucht nach Liebe, Frieden und Glück, aber aufgrund ihrer misstrauischen Natur, wird ihr Leben zu einer Hölle ohne Frieden.
Solange das Monster des Misstrauens unseren Geist durchdringt, hilft uns keine noch so langwierige Beratung oder Psychotherapie. So viele Familien werden dadurch zerstört.
Obwohl Menschen schöne und blumige Worte über ihre Liebe zueinander wechseln, glauben die meisten Menschen in ihrem tiefsten Inneren, dass es bei der Liebe letztlich darum geht, Liebe zu bekommen. In Wirklichkeit geht es bei der Liebe aber viel mehr ums Geben. Wir können nur wachsen und anderen helfen zu wachsen, wenn wir Liebe geben. Wenn diese Haltung des Gebens fehlt, dann wird die sogenannte „Liebe“ nur Leid verursachen – sowohl für die Person, die liebt, als auch für die, die geliebt wird. Wir sollten nicht denken: „Ist sie ein guter Freund für mich?“ Vielmehr sollten wir denken: „Bin ich ein guter Freund für andere?“
Zuerst müssen wir bereit sein, unsere Lebenspartner zu lieben und ihnen zu vertrauen. Wenn wir bereit sind zu lieben und zu vertrauen, wird 95% davon zu uns zurückkommen. Misstrauen erzeugt Misstrauen und Vertrauen erzeugt Vertrauen. Bevor wir Fehler in unseren Partnern finden, müssen wir lernen, in unser eigenes Inneres zu schauen. Wenn wir Fehler in uns selbst finden, müssen wir sie beheben.
Was Menschen in einer Beziehung häufig hilft, sind offen ausgesprochene Worte über die eigenen Gefühle und Ängste anstatt diese zu Misstrauen zu verarbeiten, an dem wir dann still festhalten. Wir sollten nicht zögern, bei Bedarf die Hilfe von Freunden oder sogar professionellen Beratern aufzusuchen. Es ist die Geduld miteinander, die Nähe zueinander und das Dasein füreinander, was Beziehungen stark macht. Das Wichtigste in jeder Beziehung ist aber, die spirituellen Wahrheiten zu verstehen und zu lernen, Glück und Freude in uns selbst zu finden. Wenn wir unsere emotionalen Bedürfnisse primär aus unserem eigenen Inneren erfüllen können, sind wir auch in der Lage, das Glück in unseren Beziehungen zu genießen.