Ein Auszug aus Ammas Neujahrsansprache 2016 in Amritapuri.
Immer wenn ein neues Jahr geboren ist, wird unser Herz mit Hoffnung erfüllt, dass die Zukunft gute Zeiten für uns bereit hält und dass die Dinge besser werden. Die Dinge werden aber nicht immer so passieren wie erwartet. Wir müssen vielleicht Hindernissen und Entbehrungen begegnen. Die Spiritualität lehrt uns, allem mit einem Lächeln zu begegnen. Für jemanden der schwimmen kann sind die Wellen des Meeres ein Spaß. Für jemanden der nicht schwimmen kann sind das Meer und seine Wellen Furcht erregend, er könnte sogar ertrinken. Was uns durch die Höhen und Tiefen des Lebens hindurch hilft, sind richtiges Wissen und die richtige Einstellung. Das Lächeln, das auf unseren Lippen erblüht, ist Gottes Unterschrift auf unserem Gesicht. Wir sollten Sorgen oder Wut nicht erlauben seine Signatur abzuwischen. Meine Kinder sollten immer die Bewusstheit haben, dieses Lächeln zu bewahren und Glaube an Gott zu haben.
Auf das vergangene Jahr zurückblickend hat es viele erschütternde Ereignisse gegeben. Extrem grausame Terroranschläge in verschiedenen Teilen der Welt, die zahlreiche Menschenleben gekostet haben, die herzzerreissende Flüchtlingskrise, Erdbeben und die katastrophalen Überflutungen in Chennai waren einige davon. In Chennai sind die Leute abends glücklich schlafen gegangen und am nächsten Morgen ist das Wasser gestiegen und hat alles was sie hatten weggespült. Dies ist die Natur des Lebens. Das heisst nicht, dass wir uns nicht bemühen sollten. Wir müssen alles tun was möglich ist um solche Naturkatastrophen zu verhindern.
Und doch gab es inmitten von Katastrophen wie den Überflutungen in Chennai einen Silberstreifen am Horizont: die Männer und Frauen, die sich selbst vergessen und ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben um die Tränen anderer Menschen zu trocknen und Leben zu retten. Sie haben über die Grenzen von Kaste, Religion und Nationalität hinaus gedacht. Sie haben uns gezeigt, dass mitfühlende Menschen nicht ausgestorben sind, dass die Sprache des selbstlosen Dienstes hier weiterhin gesprochen wird. Dies inspiriert uns und schenkt uns Hoffnung. Lasst uns beten, dass das Licht des Mitgefühls weiterhin hell in zumindest einigen Herzen leuchtet.
Naturkatastrophen wie die Überflutungen in Chennai warnen uns, wie aufmerksam wir sein müssen wenn es darum geht, die Harmonie der Natur zu beschützen. Heute machen wir uns ernsthafte Sorgen über den Klimawandel und seine Auswirkungen. Wenn die Temperaturen weltweit weiter steigen, werden die Folgen katastrophal sein. Der Planet Erde mag dann weiterhin existieren, aber kein einizes Mitglied der Menschheit wird überleben. Im Dezember haben die Vertreter von 195 Ländern bei der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP 21) eine Vereinbarung unterzeichnet. Lasst uns hoffen und beten, dass ihre Anstrengungen, den weltweiten Klimawandel zu lösen, erfolgreich sind und dass ihre Entscheidungen zum Tragen kommen.
Wenn die Dinge sich weiterhin so verschlechtern wie bisher, dann wird die Temperatur der Erde bis 2020 oder 2022 in die Höhe schnellen. Wir alle wissen vom Schwund der Ozonschicht in der Stratosphäre und vom Ozonloch.
Lasst uns in diesem Jahr stärkere Anstrengungen unternehmen, Bäume zu pflanzen und biologische Landwirtschaft zu betreiben. Es wäre großartig, wenn jeder Haushalt seinen eigenen Kompost herstellen würde. Selbst diejenigen, die in Wohnungen leben, können ihre Essensreste in einem getrennten Behälter sammeln und Kompost daraus machen. Sie können auch Gemüse und Bäume entweder in Eimern oder Kunststofffässern oder Töpfen züchten.
Carsharing sollte stärker unterstützt werden. Die Zahl der Fahrzeuge auf den Straßen ist gestiegen, was zu mehr Luftverschmutzung führt. Wenn fünf Leute im selben Büro oder in der selben Gegend arbeiten, können sie mit einem anstatt mit fünf Autos fahren. Sie können sich die Benzinkosten teilen. So wird uns Carsharing dabei helfen, unsere Ausgaben für Benzin zu senken und auch die Luftverschmutzung zu verringern. Es wird auch die Zeit verkürzen die wir brauchen, um unser Ziel zu erreichen, da sich die Anzahl der Fahrzeuge auf der Straße verringert. Außerdem kann mit dem gesparten Geld vielen armen Menschen geholfen werden.
Normalerweise machen wir einen guten Vorsatz für das Neue Jahr, aber dann brechen wir ihn innerhalb weniger Tage. Sagen wir zum Beispiel wir machen den guten Vorsatz, mit dem Rauchen aufzuhören. Wir erzählen niemandem von unserem Vorsatz, weil wir denken, dass es peinlich wäre wenn wir es nicht erfolgreich zu Ende bringen können. Es kann leicht passieren dass dieser Vorsatz scheitert. Fast 99 Prozent aller Neujahrsvorsätze scheitern. Wenn wir andererseits unsere Freunde und Verwandten über unsere Entscheidung informiert hätten, hätte unsere Chance auf Erfolg bei mindestens 10 Prozent gelegen. Wenn wir auch noch einer Selbsthilfegruppe für Ex-Raucher beitreten würden, läge die Wahrscheinlichkeit unseres Erfolgs noch höher. Gute Gesellschaft hilft uns dabei, der Verlockung von Versuchungen zu widerstehen. Deshalb sollten meine Kinder versuchen, gute Freundschaften zu pflegen.
Für spirituelle Menschen ist Neujahr eine Gelegenheit, nach innen zu schauen, zu betrachten wo man selbst steht, und zu sehen wie viel weiter wir auf dem spirituellen Weg vorangekommen sind. Wir haben einen weiten Weg vor uns und sehr wenig Zeit übrig.
Wenn Mitgefühl Einzug in unsere Taten hält, beginnen seine Wellen auch andere Menschen zu beeinflussen. Solche Handlungen ermöglichen uns, Gottes Gnade zu empfangen. Ein Geist der sich bei Erfolgen nicht mit Arroganz aufbläht, ein Geist der bei Misserfolgen nicht wankt, ein Geist der sich am Geben erfreut, ein Geist der Kritik würdevoll annimmt – wir alle sollten solch einen Geist haben. Diejenigen die einen solchen Geist haben, können niemals scheitern. Und selbst wenn sie scheitern: diese Misserfolge werden sie innerlich nicht berühren. Die äußere Lage mag nicht immer zu ihren Gunsten sein, aber sie werden ihre Enttäuschungen oder Misserfolge niemals verinnerlichen. Sie werden allem im Leben gegenüber dankbar sein. Sie werden ihrem Gewissen treu sein.
Selbst die längste Reise beginnt mit dem ersten kleinen Schritt. Lasst uns alle das neue Jahr willkommen heißen indem wir damit beginnen, kleine Veränderungen in unserem Leben zu machen. Wenn jeder von uns das machen kann, wer weiß: es könnte den Anfang eines ganz neuen Zeitalters kennzeichnen! Lasst uns dies dem Paramatman hingeben und mit einem gemeinsamen Geist zusammen auf unser eines Ziel zugehen.
Amma wünscht all ihren Kindern ein sehr frohes neues Jahr!