Am Heiligabend kamen tausende Menschen aus aller Welt in Amritapuri zusammen, um Weihnachten gemeinsam mit Amma zu verbringen. Am frühen Abend wurde ein von Ashram-Bewohnern geschriebenes Weihnachtsmusical aufgeführt. Darsteller aus mehr als 40 Ländern veranschaulichten das frühe Leben Jesu und die biblische Geschichte von David und Goliath. Im Anschluss gab Amma eine inspirierende Weihnachtsansprache, aus der wir hier einen Auszug mit Ihnen teilen möchten.
Weihnachten erweckt Schwingungen von Güte, Hoffnung und Mitgefühl im menschlichen Herzen, genau wie die Geburtstage anderer großer Inkarnationen und verwirklichter Wesen. Dieser Tag erinnert uns daran, aus was das menschliche Herz bestehen sollte: nicht aus Selbstsucht und Hass, sondern aus Hingabe zu Gott und Liebe für unsere Mitmenschen. Unsere Gedanken und Taten sollten so sehr von Güte erfüllt werden, dass sie die Göttlichkeit erleuchten, die uns innewohnt. Krishna, Rama, Buddha und Jesus Christus haben vor Jahrtausenden auf dieser Erde gelebt, aber sie alle haben ihre unauslöschlichen Fußspuren in den Herzen der Menschen hinterlassen. Wenn wir die Ufer von immerwährendem Frieden und Glück erreichen möchten, so müssen wir nur dem Pfad folgen den sie uns gezeigt haben.
Fußspuren auf der Erde verblassen und verschwinden bald, aber im Herzen geformte Fußspuren bleiben. Deswegen erinnern wir uns an die Leben von Mahatmas noch lange nachdem sie ihre physischen Körper verlassen haben. Ihre Leben und Lehren sind sehr praktisch: sie dienen dazu, uns an den Sinn des menschlichen Lebens zu erinnern. Sie leben nicht für sich selbst, sondern zum Wohle der Welt. Wenn wir an ihre Leben denken, erweckt dies unsere eigene angeborene Güte. Es hilft uns, mitfühlend gegenüber unseren Mitmenschen zu sein. Es hilft uns, Selbstsucht und Wut zu überwinden. Wir bemerken, dass wir danach Streben liebevoller zu sein. Es bewegt uns dazu, zu bereuen wenn wir wütend werden – und für die Fähigkeit zu vergeben zu beten.
Man könnte fragen: „erinnern wir uns nicht auch an Menschen die Schlechtes getan haben?“ Ja, aber wenn wir an solche Menschen denken fühlen wir uns nicht inspiriert, wie es beim Gedanken an solche Menschen der Fall ist, die Verkörperungen der Güte waren. An die Leben von Mahatmas zu denken ist wie eine Parfümfabrik zu besuchen. Deine Kleider beginnen zu duften ohne dass Du etwas dafür tun müsstest. Über die Leben boshafter Leute nachzudenken ist jedoch wie der Besuch in einer Kohlefabrik: unsere Kleider werden rußig, selbst wenn wir die Kohle nicht direkt anfassen.
Während seines ganzen Lebens hat Jesus Christus tiefes Mitgefühl und Bescheidenheit demonstriert. Normalerweise respektieren die Menschen Andere nur dann, wenn sie zu einer angesehenen Familie gehören. Andernfalls bringen sie ihnen nicht viel Respekt entgegen. Wir sehen Andere durch die Brille unseres Egos. In der Spiritualität jedoch nehmen wir Andere ohne vorgefasste Meinung an. Wo auch immer es Güte gibt, müssen wir dies akzeptieren. Das ist es, was große Meister uns beibringen.
Jesus lebte nicht wie ein König – obwohl viele dies von ihm erwarteten – sondern unter den Menschen als ihr Diener. Aus diesem Grund war er für die Armen und Benachteiligten leicht zugänglich. Wie hoch unser Status im Leben auch ist – wir sollten die Weitsicht haben, alle als gleich zu betrachten. Dies ist in der Tat ein erhabener Zustand. Wenn wir den Zustand nicht erreichen können, sollten wir wenigstens in der Lage sein, Andere ohne Wut und Hass zu betrachten. Wir leben in Zeiten, in denen die wechselseitige Brüderlichkeit verloren gegangen ist und jeder daran denkt, was er sich vom Anderen schnappen kann. Es mag schwierig sein jeden als gleichwertig anzusehen, aber wenn wir die Spiritualität verstehen, werden wir in der Lage sein diese Vision zu erreichen.
Momentan sind wir von Anderen abhängig wenn es um unser Glück geht. Wegen dieser Abhängigkeit verlieren wir die Erfahrung wahrer Freiheit. Wir verpassen aufgrund dieser Anhaftung an das Ego die Erfahrung, unser wahres Selbst zu kennen. Egal wie sehr wir in einem Boot rudern, das am Ufer angebunden ist: es wird sich keinen Zentimeter bewegen. Auch wenn wir uns in der Spiritualität vorwärts bewegen wollen, müssen wir die Vorstellung von „ich“ und „mein“ aufgeben. Wir müssen verstehen, dass wir nur Werkzeuge in den Händen des Göttlichen sind, und dass es die göttliche Kraft ist, die es uns erlaubt Dinge zu tun.
Wir können die Dinge nur bis zu einem gewissen Grad kontrollieren. Darüber hinaus lässt göttliche Gnade die Dinge geschehen. Wir müssen Anstrengungen mit der Einstellung von Hingabe unternehmen. Selbst wenn wir einen Wettkampf gewinnen, müssen wir unseren Kopf neigen und uns verbeugen um die Medaille zu empfangen. Demut ist der Schlüssel, der das Herz öffnet.
Das Ziel des Lebens eines jeden Mahatmas ist, Andere dahin zu führen, den Himmel in sich selbst zu finden. Mahatmas zeigen uns, dass gute Taten uns näher zu Gott bringen. Durch sein Leben hat Jesus Christus die Welt gelehrt, dass die Gesellschaft einen spirituell Suchenden nur mit einer Dornenkrone belohnt. Alle Mahatmas mussten im Laufe ihres Lebens vielen Herausforderungen begegnen. Weil sie aber die Erfahrung der Wahrheit gemacht haben, konnte sie nichts aufhalten.
Wenn Du Raucher bist, mache Deiner Familie zu Weihnachten das Geschenk, mit dem Rauchen aufzuhören. Mit dem Geld das Du durch das Aufgeben dieser Gewohnheit sparst, kannst Du einem bedürftigen Menschen helfen. Dies schützt auch Deine Gesundheit. Wenn Du Alkoholiker bist, hole Dir im Namen der Liebe für Deine Familie Hilfe beim Aufhören. Die Familie wird so froh sein und Deine Gesundheit wird sich außerdem nicht verschlechtern. Wenn Du zu viel isst, iss weniger und gewöhne Dir an, kleinere Portionen nahrhafterer Nahrung zu essen. Das wird uns weniger träge machen und unsere Gesundheit verbessern.
Solche Geschenke, die aus einem Verzicht heraus kommen, bringen unendliche Freude. Amma sagt nicht, dass wir keine Weihnachtskarten schicken oder Geschenke machen sollten. Dies mag unseren Lieben schöne Erinnerungen bereiten. Aber die wahren Geschenke sind die Taten, die wir wirklich zum Wohle Anderer durchführen. Das ist der richtige Weg, Weihnachten zu feiern.
Feste wie Weihnachten sind auch ein Weckruf für diejenigen, die das Ziel des menschlichen Lebens nicht kennen. Vom Standpunkt der alten indischen Weisen Indiens aus sind wir alle Kinder Gottes. Die Stimme des Gurus weckt den Schüler auf, der in tiefem Winterschlaf ist. Was sagt die Stimme? „Dies ist die Geburt eines neuen Zeitalters! Ihr solltet seine Schöpfer sein. Also erwacht, steht auf! Schultert das Bündel des Verzichts und der Hingabe mit Freude! Dieses Bündel ist keine Last. Im Gegenteil: es wird uns Flügel verleihen um hoch hinaus in die Welt der Seele, des wahren Selbst, emporzusteigen.“
Möge der Geist der Weihnacht meine Kinder dazu inspirieren, hoch in die Welt von Frieden und Freude emporzusteigen. Möge Gnade Euch immer segnen.